Unser Glücksexperiment und was dabei Erstaunliches passierte

Heute war kein schöner Tag. Nix Schlimmes, aber auch nichts Besonderes, halt so die üblichen Pflichten: Kind zum Kindergarten, Büroarbeit, Versicherungskram regeln. Spaß? Genießen? Besondere Erlebnisse? Nicht wirklich. Jetzt ist es Abend und ich habe das Gefühl, der Tag war irgendwie vergeudet. Von wegen „Carpe Diem – genieße den Tag“. Wenn das so einfach wäre. Ich hadere noch ein bisschen, nehme dann mein Handy und schreibe in die WhatsApp-Gruppe: „Ich bin dankbar, dass ich ein Dach über dem Kopf habe.“ Schon bessert sich meine etwas gedrückte Stimmung. Andere leben auf der Straße – oder wären froh, wenn sie ein Kind in den Kindergarten bringen könnten – oder einen Job hätten, in dem sie Bürokram machen könnten. Mir wird wieder bewusst, wie gut es mir geht. Und ich gehe zufrieden ins Bett.

„Die WhatsApp-Gruppe“ – das ist eine „Glücksmomente-Challenge“, die ich vor kurzem ins Leben gerufen habe. Dabei geht es darum, jeden Tag etwas in die Gruppe zu schreiben, worüber man sich gefreut hat oder wofür man dankbar ist. Ein kleiner Gruppen-Selbstversuch, für den ich auf einem Workshop ein paar freiwillige Mitmacher*innen gewinnen konnte. Die Idee ist aus folgender Erkenntnis heraus entstanden:

Dankbarkeit macht glücklich

Es geht uns so gut wie selten zuvor, aber wir jammern trotzdem. Kein Wunder: in der Steinzeit mussten wir ständig auf der Hut sein vor den Gefahren des Lebens, sonst wären wir schon ausgestorben. Im Angesicht des Säbelzahntigers gibt es nun mal keine Muße, den Sonnenaufgang zu bewundern. Heute leben wir einigermaßen sicher, aber wir können schöne Momente trotzdem nicht genießen.

Um das zu ändern, haben sich Dankbarkeitsübungen bewährt. Zahlreiche Studien aus der Glücksforschung belegen die Wirkung von Dankbarkeit: Menschen, die zum Beispiel jeden Tag drei Dinge aufschrieben, für die sie dankbar waren, haben schon nach kurzer Zeit positive Veränderungen erlebt. Sie waren nicht nur insgesamt zufriedener, sondern es ging ihnen auch gesundheitlich besser. Sie hatten ein höheres Energielevel, erreichten ihre Ziele schneller und es erhöhte sich ihr Bedürfnis, auch anderen zu helfen.
Das wollte ich doch mal ausprobieren mit unserer frisch gegründeten Gruppe. Und zwar, indem wir nicht nur Glücksmomente oder Dinge aufschreiben, für die wir dankbar sind, sondern diese auch noch per WhatsApp mit anderen teilen – 40 Tage lang. Ich war gespannt, wie es laufen würde – und es übertraf meine Erwartungen. Hier einige Erkenntnisse daraus:

Glücksmomente erleben, ohne glücklich zu sein

Viele Menschen denken, dass sie dann glücklich sein werden, wenn alle äußeren Umstände perfekt sind. Sie vertagen ihr Glück auf später: wenn ich in Rente bin, wenn ich erstmal die Beförderung habe, wenn ich genügend Geld habe, dann… Doch durch diese Denkweise nehmen wir uns die Freude über das, was bereits ist und vergessen das Hier und Jetzt.

Natürlich ist es auch wichtig, an morgen zu denken, zum Zahnarzt zu gehen oder Versicherungskram zu regeln. Wenn wir jeden Tag nur noch in die Sauna gehen, Urlaub machen oder Freunde treffen würden, ohne uns um unsere Existenz zu kümmern, wären wir bald pleite und planlos. „Carpe Diem“ muss nicht heißen, es immer krachen zu lassen oder nur zu faulenzen. Es bedeutet vielmehr, auch im Alltag die kleinen Glücksmomente zu erkennen.

Zum Beispiel:

  • Den Vögeln zuhören, die morgens früh ihr Konzert singen, bevor man zur Arbeit fährt.
  • den Duft nach Sommerregen auf der Straße riechen
  • Menschen beobachten, die einem Bettler Geld geben und sich daran freuen
  • Nach einem langen Arbeitstag zufrieden ins Bett fallen

Unser Experiment hat aber auch deutlich gemacht, dass wir nicht immer auf die „glücklichen Zufälle“ warten müssen. Wir können uns täglich bewusst Glücksmomente kreieren, indem wir uns eine bestimmte Sache vornehmen. Zum Beispiel Gartenarbeit, frühmorgens schwimmen gehen, sich mit langjährigen Freundinnen treffen, tanzen gehen oder mal einen anderen Weg von der Arbeit nach Hause nehmen.
Glück vermehrt sich, wenn man es teilt

Was mich besonders geflasht hat war die Erkenntnis, dass wir uns nochmal doppelt und dreifach freuen konnten, als wir die Glücksmomente der anderen gelesen haben. Zusätzlich haben wir wiederum von den anderen Inspirationen bekommen. Jeden Tag sind wir daran erinnert worden, inne zu halten, den Tag zu reflektieren und einen Grund für Dankbarkeit zu finden. Und wir haben festgestellt: egal was gerade ist – wir können wir immer noch dankbar sein, ein Dach über dem Kopf und genug zu Essen zu haben.

Aus „Pechmomenten“ Glücksmomente machen

Es ging sogar darüber hinaus. Denn wir haben gemerkt, dass sogar aus „Pechmomenten“ oder trotz trauriger Ereignisse Glücksmomenten entstehen konnten. Hier einige Beispiele:

  • Ich hab ein spontanes Treffen abgesagt weil ich mich als „Lückenbüßer“ gefühlt habe – und ich fühl mich gut damit 😉
  • Es tut so gut Freude zu haben mit denen ich auch kurze Zeit nach der Nachricht, dass meine Oma verstorben ist, noch lachen und Spaß haben kann
  • Ich habe den Mut gehabt, zu mir zu stehen und damit einen Konflikt in Kauf zu nehmen
  • Heute hat mein Kater auf den Teppich gebrochen und ich war so froh, dass es ganz frisch war und ich es ohne Flecken wegnehmen konnte. 😀🐈🍀
  • Mir war nicht besonders, aber ich habe ein Lied gehört und habe ich bisschen getanzt. Danach fühlte ich mich glücklich und wohl.
  • Mein Glücksmoment war, als mir ein rohes Ei auf den Teppichboden gefallen war und es sich ganz leicht und ohne Flecken wieder entfernen ließ. 😀

Wer entscheidet also darüber, wie wir mit einem Ungeschick, einem ärgerlichen oder gar traurigen Ereignis umgehen? Das Experiment zeigt: nur wir selbst! Wir können immer wieder inne halten und entscheiden, wie wir etwas bewerten. Sollen wir uns den Tag vermiesen lassen oder das Positive sehen? Positiv denken heißt dabei nicht, Probleme zu verdrängen – sondern eher eine andere Perspektive einzunehmen und den Silberstreif am Horizont zu sehen.

Glück = Glück + Glücksmomente

Das Leben ist sicherlich mehr als eine Aneinanderreihung von Glücksmomenten. Für ein zufriedenes Leben braucht es laut Glücksforschung erfüllte Beziehungen, das Gefühl, einen Sinn zu sehen und in Dankbarkeit zu sein über das, was ist. Der Fokus auf die kleinen Glücksmomente erhöht jedoch die Dankbarkeit und richtet die Aufmerksamkeit auf die Sahnehäubchen des Lebens. Die bewusste Wahrnehmung der schönen Momente trainiert unser Gehirn darauf, diese immer leichter zu erkennen und auch bewusst zu erschaffen.

Außerdem lernen wir automatisch, auch in den unangenehmen Dingen des Lebens das Gute zu sehen oder zumindest nicht daran zu verzweifeln. Wir können uns immer mehr freuen an den Glücksmomenten anderer und entwickeln selbst den Wunsch, anderen etwas Gutes zu tun. Wenn immer mehr Menschen dies bewusst tun, dann tun sie nicht nur etwas Gutes für sich, sondern auch für die Welt.

Namasté Angela

 

Glückstipps

Du möchtest bewusst mehr Glücksmomente in dein Leben holen? Dann komm in das SMILE-Programm und mach jetzt den Happiness Check…

Sei dabei bei der Glücksmomente-Challenge! Einfach hier eintragen und du bekommst Nachricht, wie es weitergeht…

WhatsApp ist nicht dein Medium? Kein Problem! Dann probiere es mit dem klassischen „Glückstagebuch„: Besorge dir ein schönes Heft oder einen Block und schreibe jeden Tag auf: 3 Dinge, die gut gelaufen sind, die du erfolgreich gemeistert hast oder für die du dankbar bist. Ich bin mir sicher – dein Leben wird sich verändern.

18 Glücksmomente – Nachmachen ausdrücklich erwünscht!

Nimm dir jeden Tag eine Sache vor, die dir einen Glücksmoment beschert. Hier ein paar Ideen dafür aus unserer Challenge:

  1. Frühmorgens schwimmen gehen
  2. Meditation
  3. In der Mittagspause ein Eis essen
  4. Zeit mit Kindern verbringen (eigene Kinder, Enkel, Patenkinder…)
  5. Gartenarbeit
  6. In die Sauna gehen
  7. Sport machen
  8. Sich auf eine Wiese legen, in den Himmel schauen und die Sonne genießen
  9. Sich mit alten Freundinnen oder Freunden treffen
  10. Kabarett anschauen
  11. Jemanden in den Arm nehmen
  12. Torte essen
  13. Tanzen gehen
  14. Bastelabend mit der Familie / Freunden
  15. Bewusst den Vögeln lauschen
  16. Ein besonderes Rezept raussuchen und lecker kochen
  17. Einen fremden Menschen ansprechen und mit ihm zusammen 1 Minute Lachen
  18. Sich blamieren und dabei Spaß haben

 

Zitate

„Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.“ Wilhelm Busch

„Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.“ Erasmus von Rotterdam

„Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das Große vergebens warten.“ Pearl S. Buck

7 Kommentare
  1. Angela
    Angela sagte:

    P.S: ich erinnere mich gut an den Tag in der FU wo du dabei warst… ist das wirklich schon 7 Jahre her? Wahnsinn!!!

  2. Angela
    Angela sagte:

    wow, das ist ja toll! Da sieht man mal wieder, wie unterschiedlich die Dinge sein können, wenn man sie aus anderer Perspektive sieht ;-)) freu mich auf das Wiedersehen mit dir! LG

  3. Heidelore
    Heidelore sagte:

    Liebe Angela – von wegen kein besonderer Tag: Vor sieben Jahren traf ich zum ersten Mal auf Lachyoga – und dich. Für diesen Tag bin ich mehr als dankbar. Hat er doch mein Leben bereichert. Und in sieben Tagen genieße ich einen weiteren gemeinsamen Happiness-Tag mit dir.
    Dankbar lachende Grüße 😃 Heidelore

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] gehört auch, bewusster die kleinen und schönen Dinge im Leben – die „Glücksmomente“ (siehe Blogartikel dazu…) – zu genießen, statt genervt durch den Alltag zu hetzen. Hierbei helfen Dankbarkeit, […]

  2. […] die kleinen und schönen Dinge im Leben – die „Glücksmomente“ – zu genießen (siehe Blog „Glücksmomente“…), statt genervt durch den Alltag zu hetzen. Hierbei helfen Dankbarkeit, Wertschätzung, […]

  3. […] Dennoch sollte Dankbarkeit nicht zu einer mechanischen Pflichtübung verkommen. So waren in einer weiteren Studie diejenigen, die nur einmal die Woche bewusst einen Dankbarkeitsrückblick vornahmen, langfristig zufriedener als diejenigen, die dreimal pro Woche ihre Dankbarkeit aufschreiben sollten. Man vermutet, dass dann eine Art „Gewöhnungseffekt“ eintritt. Bewährt hat sich hingegen ein kurzes inne halten abends im Bett. Den Tag nochmal Revue passieren lassen und den Geist für die schönen Dinge und kleinen Glücksmomente im Alltag schärfen (siehe auch Blogartikel „Das Ei das auf den Teppich fiel„). […]

  4. […] „Flow“ ist in deinem Beruf nicht machbar, aber du kannst derzeit nicht kündigen? Dann schaue privat nach Möglichkeiten und Aktivitäten, die dich in den Flow bringen. Singe in einem Chor, mache einen Malkurs, schreibe Gedichte oder koche etwas nach einem besonderen Rezept. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich Flow-Erlebnisse – und somit auch Glücksmomente – zu erschaffen. Mehr Ideen und Tipps dazu findest du auch im vorherigen Blog „Das Ei das auf den Teppich fiel„. […]

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