Verbundenheit

Hast du schon mal in einem Zug festgesessen der nicht weiterfuhr? Mir ist es vor einiger Zeit mal wieder passiert. Eine Stunde lang stand der ICE auf freier Strecke und bewegte sich nicht. So genervt die Menschen auch sind, beobachte ich in solchen Situationen immer wieder ein spannendes Phänomen: Die Menschen, die sich vorher jeder für sich mit Laptop oder Smart Phone und Kopfhörer eingeigelt hatten, beginnen sich zu verbinden. Der gemeinsame Feind „Bahn“ und die missliche Situation scheint uns in solchen Momenten zusammenzuschweißen. Man fängt an, sich zu unterhalten, sich gegenseitig etwas anzubieten und sich irgendwie zu solidarisieren.

Die Krisen dieser Welt – wir schaffen es nur gemeinsam

Ein ähnlicher Effekt zeigt sich auch jetzt bei den großen Krisen dieser Welt: wir verbinden uns dann, wenn die Gefahr so groß ist, dass es nicht mehr anders geht: Corona, Krieg und Klimakrise, die großen Herausforderungen dieser Zeit. Wenn wir auch nur irgendetwas Positives daraus ziehen können, dann wohl die Erkenntnis: Wir schaffen es nur gemeinsam! Das gibt mir immer wieder einen kleinen Funken Hoffnung und lässt mich darauf vertrauen, dass wir Menschen gemeinsam viel mehr erreichen können als mit Egoismus.

Die Klimakrise spitzt sich vor allem deshalb zu, weil die Länder sich seit Jahrzehnten nicht auf gemeinsame Ziele oder Vorgehensweisen einigen konnten. Die Coronakrise mit all den Einschränkungen, Lock-Downs und dem Verzicht auf die sonst so selbstverständlichen Vergnügungen des Lebens hat die viele Menschen noch einsamer gemacht als sie es eh schon waren (siehe Blogartikel „Einsamkeit“). Diejenigen hingegen, die sich mit anderen verbunden haben, kamen besser durch die Zeit.

Der Krieg zeigt uns jüngst nochmal mehr, wie wichtig es ist, gemeinsam zu handeln. Und es tut sich was: Die vielbeschworene „Spaltung der Gesellschaft“ durch Corona rückt in den Hintergrund. Hunderttausende von Menschen gehen derzeit gemeinsam auf die Straße, um für den Frieden zu demonstrieren. Die EU und die USA rücken zusammen, wie es vorher lange nicht mehr denkbar gewesen wäre. Dieser Krieg ist schrecklich, grausam, unmenschlich. Wenn wir auch nur irgendwas dagegen tun können, dann nur in Verbundenheit und nicht im Einzelkämpfertum. Dies ist die größte Chance, die wir haben, um einen größenwahnsinnigen und selbstverliebten Egomanen wie Putin aufzuhalten. Das ukrainische Volk macht uns auf beeindruckende Weise vor, dass Zusammenhalt und Verbundenheit stärker sein können als Panzer und Raketen.

Einsamkeit ist ungesund

Lange sind wir in dem Irrglauben erlegen, dass derjenige am erfolgreichsten ist, der sich am besten durchsetzen kann. Der am skrupellosesten seine Ziele verfolgt und nur um das eigene Wohl bemüht ist. „Ellbogenmentalität“ wurde als notwendig erachtet, um weiter zu kommen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Studie zeigt, dass die Menschen, die andere betrügen oder belügen, um sich selbst Vorteile zu verschaffen, eher das Gegenteil erreichen: sie werden isoliert, ausgeschlossen bei der Arbeit, haben mehr Stress und sind am Ende eher unglücklich (Metastudie von David Sloan Wilson über „machiavellistische Menschen“ – also solche, die nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind und andere dafür klein machen).

Doch nicht nur selbstverliebte Egomanen haben ein Problem. Die Entwicklungen der neuen Zeit – Digitalisierung, Social Media, die Gentrifizierung in Großstädten und nicht zuletzt Corona – haben dazu geführt, dass Einsamkeit zu einem drängenden Problem unserer Zeit geworden ist. Laut Umfragen ist die Zahl der engen Freunde, die Menschen im Durchschnitt haben, seit 1985 von 3 auf 1 geschrumpft (siehe Buch „Die neue Einsamkeit“ von Diana Kinnert). Dreimal mehr Menschen als damals geben an, dass sie keinen Menschen haben, mit dem sie ernsthaft reden können. Einsamkeit ist Ursache für Stress, Krankheit, psychische Probleme und sogar den vorzeitigen Tod. Sie ist gesundheitlich genauso schädlich wie das Rauchen von 15 Zigaretten täglich. Die „Social Media“ haben mit „sozial“ genauso wenig zu tun wie Putin mit dem Begriff „Friedensmission“. Jeder stellt sich selbst dar, kaum einer fühlt sich hier wirklich verbunden. Hasskommentare, Fake News und destruktive Diskussionen über Corona haben den Trend  verschärft.

Evolution durch Kooperation

Umso wichtiger ist es derzeit, echte Verbundenheit wiederzufinden und zu leben. Wir müssen uns dafür nicht mal verbiegen. Das Bedürfnis nach Kooperation und Miteinander liegt in unserer Natur. Dies hat unsere Evolution geprägt und unser Überleben gesichert. Selbst unsere Körperzellen arbeiten auf geniale Weise und so perfekt aufeinander abgestimmt zusammen, wie wir selbst es logistisch niemals hinkriegen würden. In der Natur und der Tierwelt ist das Zusammenspiel von Systemen und Populationen wichtiger Bestandteil, zum Beispiel bei den Bienen und Ameisen. Auch Schimpansen zeigen Kooperationsbereitschaft und suchen gegenseitige Nähe – sogar dann, wenn es vorher Auseinandersetzungen gab. Immer mehr Erkenntnisse zeigen: In der Evolution hat nicht der Stärkste überlebt, sondern die Spezies, die am besten kooperieren kann.

Verbundenheit ist nicht nur die Voraussetzung für das Überleben der Menschheit, sondern auch für persönliches Glück. Die „Grant Study“ – eine Harvard Glücksstudie über einen lebenslangen Zeitraum  – zeigt: Menschen, die glückliche Beziehungen haben, leben länger, zufriedener und sind im Alter gesünder. Viele weitere Studien bestätigen: Menschen mit erfüllten Beziehungen – unabhängig ob mit Freunden oder Liebespartnern – sind glücklicher und gesünder. Sie haben ein besseres Immunsystem und verfügen über bessere psychische Widerstandskraft, also „Resilienz“. Kinder aus schwierigen Familien, die eine wichtige Bezugsperson hatten, waren im späteren Leben psychisch stabiler als andere, die sich allein gelassen fühlten. Nicht nur das: die Aktivität „Zeit mit Freunden verbringen“ oder „gute Gespräche führen“ verschafft uns einen Riesenschwall an positiven Gefühlen, stressmindernden Effekten und aktiviert die Belohnungszentren im Gehirn.

Verbundenheit leben – 5 Anregungen

Es spricht also vieles dafür, Verbundenheit zu suchen und zu leben. Doch wie können wir selbst dazu beitragen, dass Menschen sich wieder mehr verbinden, zugehörig fühlen und gemeinsam an einem Strang ziehen, um diesen Planeten als einen lebenswerten Ort zu erhalten? Ich bin der Meinung: beginne bei dir selbst! Wenn du mit dir selbst verbunden bist, kannst du auch Verbundenheit mit anderen Menschen fühlen. Du kannst vergeben und andere Menschen unterstützen, ohne dich selbst aufzugeben. So können Netzwerke entstehen, die von Liebe, Fürsorge und Miteinander geprägt sind. Je mehr wir diese Verbundenheit mit uns selbst und im eigenen Umfeld leben, umso weniger haben Kriege im Außen eine Chance. Hier ein paar Anregungen dazu.

1. Mit sich selbst im Reinen sein

Wir können nicht über den Krieg jammern, wenn wir gegen uns selbst Krieg führen, uns ständig selbst rügen oder gar beschimpfen. Sei nachsichtig mit dir selbst und behandle dich gut. Schließlich bist du der Mensch, mit dem du die meiste Zeit im Leben verbringst. Verdränge nicht deine Schattenseiten, sondern schaue liebevoll hin und erkenne sie an. Dann darfst du sie in den Urlaub schicken und deine Stärken feiern.

2. Mit anderen im Reinen sein

Übe Vergebung – nicht anderen zuliebe, sondern für dich selbst. Dann wirst du frei von Groll und offen für neue, nährende Menschen und Beziehungen sein.

3. Für andere da sein

Einer der größten Glücksfaktoren ist es, anderen zu helfen. Eine sehr effektive Übung ist es, jeden Tag 3 kleine „Gesten der Freundlichkeit“ auszuüben und dies abends aufzuschreiben. Das können unterschiedliche Dinge bei unterschiedlichen Menschen sein – einem Freund ein Kompliment machen, einem Kollegen etwas aus der Kantine mitbringen, mit einem Obdachlosen ein Gespräch führen – die Möglichkeiten sind unendlich. Diese Übung ist ein wahrer Glücksbooster.

4. Die Familie wertschätzen

So sehr Familien auch Verletzungs- und Konfliktpotenzial bieten – Freunde können wir loslassen, die Familie bleibt Familie. So lohnt es sich, mit Eltern und Geschwistern ins Reine zu kommen und Vergebung zu üben – jeder hat es so gut gemacht wie er / sie konnte. Wenn du selbst eine Familie hast, dann mach dir bewusst: Frieden beginnt auch hier im Kleinen. Es geht nicht darum, keine Konflikte zu haben, sondern diese mit Liebe und Wertschätzung lösen zu können.

5. Gemeinschaft suchen, in der man sich gegenseitig unterstützt

Studien in verschiedenen Gemeinschaften – z.B. in der Nachbarschaft – zeigen, dass die Gemeinschaften, in denen man sich gegenseitig besonders unterstützt, erstaunliche Wirkungen auf die Menschen haben:

  • die Kinder sind gesünder und haben bessere Hoschulabschlüsse
  • die Älteren haben eine höhere Lebenserwartung
  • insgesamt gibt es weniger soziale Schwierigkeiten wie z.B. Prügeleien

Vielleicht hast du ja bereits eine solche Gemeinschaft. Oder magst dich nach einer umschauen. Dies kann ein Verein sein, eine Gemeinde, eine Nordic Walking Gruppe oder ein Chor. Großes Potenzial liegt auch in der „Lachyoga Community“ bzw. den Lachclubs. Hier verbinden sich Menschen im Lachen, sowohl live als auch online. Unabhängig von Alter, Nationalität, Herkunft oder politischer Richtung wird hier jeder akzeptiert. Es geht um Toleranz, Frieden, Gesundheit und Glücksmomente. Hier entstehen Freundschaften, gemeinsame Unternehmungen und gegenseitige Unterstützung. Menschen verbinden sich, werden kreativ, mutig und blühen auf. Probiere es mal aus! Hier findest du Angebote live in Köln oder in Berlin oder deutschlandweit. Und hier online per Zoom.

Wir müssen nicht warten, bis der Zug stehen bleibt, das Klima kollabiert oder die Wirtschaftskrise kommt. Verbinde dich jetzt mit liebevollen und gleichgesinnten Menschen, unterstützt euch gegenseitig mit Trost und Hoffnung und habt gemeinsam Spaß! So tust du etwas für deine Resilienz und für die Aktivierung von Glücksgefühlen.

Ich wünsche mir von Herzen, dass die Menschen, die JETZT zusammenhalten und für Miteinander und Verbundenheit stehen, auf diesem Planeten überleben werden. So wie es die bisherige Evolution auch gezeigt hat.

Namasté Angela

P.S: Du hast Sehnsucht nach Verbundenheit an einem schönen Ort, guten Gesprächen und netten Menschen? Dann sind vielleicht die Happiness Yoga Ferien interessant für dich. In St. Peter Ording oder auf Zypern.

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