Liebes Leben, es reicht!

Hast du dir schon mal gewünscht, du wärst nicht mehr am Leben? Dann wäre dieser ganze Stress endlich vorbei, du hättest Ruhe, keine Probleme mehr, würdest nicht immer wieder gegen die gleiche Wand rennen und daran verzweifeln? Ich hatte solche Momente – nicht oft, aber dann durchaus ernsthaft – so zumindest aus meiner damaligen Sicht in den schwärzesten Momenten meines Lebens.

Das Erstaunliche war jedoch dabei, dass genau in solchen schwarzen Momenten der Gedanke an den Tod für mich irgendwie tröstlich schien. Selbst an den schlimmsten Tiefpunkten meines Lebens habe ich innerlich geahnt: Schlimmer kann es kaum noch werden. Und irgendwas wird vielleicht doch noch kommen, für das es sich lohnt weiterzumachen. Letztlich wäre es ja vielleicht auch langweilig, jetzt schon tot zu sein und die Irrungen und Wirrungen des Lebens nicht mehr weiter zu erleben. Mal abgesehen davon, dass ich gar nicht gewusst hätte, wie ich das hätte anstellen sollen, war ich also trotz meiner düsteren Gedanken immer noch weit genug entfernt davon, mich freiwillig aus dem Leben zu verabschieden.

Tod: Tabu und Faszination zugleich

Das Thema „Tod“ ist neben dem Thema „Geld“ eines der ambivalentesten Themen überhaupt. Einerseits wollen wir uns am liebsten gar nicht damit befassen und es einfach wegschieben. Ungern reden wir darüber, und wenn, dann nur mit tiefster Betroffenheit und Befangenheit. Andererseits scheint die Angst vor dem Tod so präsent zu sein wie selten zuvor. Bei wem sind sie nicht im Kopf tief eingebrannt, die Bilder der Pandemie: von Totentransportkolonnen per Militär bis hin zu improvisierten Leichenhallen in Zelten. Viele von uns werden plötzlich zu Hobby-Statistikern, machen Hochrechnungen und studieren die Zahlen, um irgendwie noch irgendwo etwas glauben zu können: Sterberaten von Toten ohne Impfung, trotz Impfung, durch Impfung oder sonstige Nebenwirkungen. All das sicherlich auch aus einer tiefen Sehnsucht heraus, etwas unter Kontrolle zu behalten, was wir nicht kontrollieren können: nämlich die Frage, wann wir sterben. Und was danach kommt. Diese Unsicherheit scheint uns verrückt zu machen, lässt uns ins Bodenlose fallen und schier verzweifeln.

Der Wunsch nach Kontrolle, nach Sicherheit, hat manchmal traurige Folgen: manche Menschen sterben schon vor ihrem Tod. Dabei sollten wir doch nie vergessen: Es gibt ein Leben vor dem Tod. Und dieses wird paradoxerweise nochmal viel lebenswerter, wenn wir den Mut haben, uns mit dem Tod zu beschäftigen. Doch wie können wir uns dem Thema Tod liebevoll nähern, Freundschaft schließen, den Tod als Teil des Lebens anerkennen und vielleicht sogar wertschätzen? Ich möchte hier aus den unendlich vielen Aspekten, die das Thema mit sich bringt, nur drei kleine Erkenntnisse teilen, die mir persönlich geholfen haben, den Tod nicht mehr als bedrohliches, dunkles schwarzes Loch zu fürchten, sondern als einen der besten Lebensberater anzusehen, der auf unserer Seite ist und das Beste für uns will.

1. Gut, dass wir sterben!

Würdest du unsterblich sein wollen? 500 Jahre, 1.000 Jahre, 10.000, eine Million Jahre oder gar ewig leben? Wäre es nicht eher ein Fluch als ein Segen? In dem Film „Highlander“ geht es um einen „Unsterblichen“, der am Ende als „Belohnung“ schließlich doch alt werden und sterben darf.

Auch im Hinduismus besteht das höchste Ziel darin, den Karma-Kreislauf der Wiedergeburten irgendwann so durchlaufen zu haben, dass man in das ewige Nirvana eintreten darf und nicht nochmal eine Runde drehen muss.

Genau wie Tag und Nacht, Licht und Schatten, Sommer und Winter, Glück und Unglück gehören Tod und Leben zum Kreislauf des Werdens und Vergehens dazu und sind ohneeinander nicht denkbar. Das Wissen um unsere Endlichkeit motiviert uns, Ziele zu formulieren, unsere Träume zu verwirklichen, etwas Besonderes zu erleben und das kostbare Leben zu wertschätzen und zu genießen.

2. Der Tod: dein bester Berater

„Jeder will alt werden, aber keiner will es sein“. Martin Held

Bist du auch schon in einem Alter, in dem du bereits von ehemaligen Klassenkamerad:innen oder Kolleg:innen mitbekommen hast, dass sie inzwischen gestorben sind? Und warst du in dem Moment vielleicht dankbar, dass es noch nicht dich erwischt hat? Egal wie schwer oder anstrengend dein Leben gerade ist? Vielleicht hast du dir auch gedacht, „ach, warum arbeite ich eigentlich so viel, wenn ich eines Tages eh sterbe?“ Vielleicht bist du einen Tag später wieder zum Alltag übergegangen und hast nicht weiter darüber nachgedacht. Aber immerhin – in dem Moment haben sich vermutlich viele deiner kleinen Alltagsproblemchen relativiert. Tod sei Dank. Der Tod lehrt uns Dankbarkeit.

Doch es geht darüber hinaus. Der Tod kann uns bei schwierigen Entscheidungen ein guter Berater sein. Wenn sich Weggabelungen im Leben auftun, dann kann es hilfreich sein, sich gedanklich an das Ende des Lebens zu versetzen und aus dieser Perspektive heraus auf das Leben zu schauen. Das schärft den Blick für die wesentlichen Fragen.

Nicht ohne Grund ist das Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ von Bronnie Ware zum Bestseller geworden. Darin haben Menschen, die tatsächlich am Ende des Lebens standen, vielen die Augen geöffnet über das, was wirklich wichtig ist. Zum Beispiel mutig zu sein, statt alles perfekt machen zu wollen. Lieber mal Neues zu probieren als in eingefahrenen Bahnen stecken zu bleiben. Und mehr Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen als unbedingt Karriere machen zu wollen. Diese Erkenntnisse sind für uns alle aufschlussreich. Diese Menschen hatten keine Chance mehr, ihr Leben zu ändern – wir haben sie noch. Eine gedankliche Reise an das Lebensende kann uns dabei unterstützen, am Ende nichts zu bereuen. Nicht das was wir getan haben und auch nicht das, was wir nicht getan haben.

3. Ohne Tod kein Leben

Alles in diesem Universum scheint ein Kreislauf zu sein – von entstehen und vergehen, von Jahreszeiten, Planeten, Lebewesen, Pflanzen – im Kleinen wie im Großen. Alles ist Energie. Letztendlich verschwindet nie etwas aus unserem gesamten System, sondern verändert nur seine physikalische Form. Selbst unser menschlicher Körper wird zu Erde oder Asche und geht wieder in den Naturkreislauf hinein. Soweit zur materiellen Ebene.

Doch was ist mit der seelischen Ebene? Warum wissen wir nicht, was vor der Geburt war und was nach dem Tod sein wird? Darüber zerbrechen sich vermutlich die Menschen den Kopf, seitdem es uns gibt. War unsere Seele vorher auf anderen Planeten? Wie oft haben wir schon hier gelebt, oder vielleicht auch woanders? Werden bestimmte „Aufgaben“ oder „Themen“ von Generation zu Generation weitergegeben, so wie wenn bei einem Staffellauf der Stab übergeben wird?

In der neueren Wissenschaft der „Epigenetik“ gibt es immer mehr Erkenntnisse darüber, dass sich unser Erbgut durch verschiedenste Erfahrungen (Stress, Erfahrungen, Ernährung, Umwelteinflüsse oder auch Traumata) verändert und wir dies in unseren Genen entsprechend speichern. Je nachdem, wie wir imstande sind, Traumata einzuordnen, „aufzulösen“ oder möglicherweise aber auch daran zerbrechen, geben wir diese Prägungen an die nächsten Generationen weiter. So wird es für viele Therapeuten und Coaches immer wichtiger, auch Erfahrungen aus vorherigen Generationen sowie kollektive Aspekte einzubeziehen. Ich selbst habe bei systemischen Aufstellungen schon an verschiedenen Beispielen erlebt, wie einschneidend die Erfahrungen aus der deutschen Teilung und erst recht aus dem Dritten Reich selbst für unsere Generation noch sind.

Dennoch gerät die Wissenschaft beim Thema Tod auch an ihre Grenzen. Hinter diesen Grenzen des Wissens bleibt nur noch ein Raum, den wir mit etwas anderem füllen können. Mit unserem Glauben, dass da mehr ist, mit dem Glauben an einen „Gott“, die „höhere Weisheit“, das „Universum,“ oder das „Alleins“. Oder schlichtweg mit dem Vertrauen darauf, dass das Ganze hier doch am Ende irgendwie irgendeinen Sinn hat.

Um mit der Ungewissheit des Todes klarzukommen, brauchten die Menschen von je her Bilder, Geschichten und Mythen. Bilder von Gott mit dem langen weißen Bart. Von kitschigen Engelbabys mit Flügeln, oder auch vom Teufel mit Hörnern und Dreizack. Keiner weiß, wie es wirklich ist, dort im „Jenseits.“. Aber bestimmte Vorstellungen und Deutungen geben uns Hoffnung und Sinn. Vielleicht kommt es ja gar nicht darauf an, was stimmt. Vielleicht sind wir Menschen wirklich nur ein Mini-Zufall in diesem riesigen Universum, ohne Sinn, ohne Zweck. Und doch kann es einen Unterschied machen, welchen Sinn wir dem Leben geben. Denn was soll‘s: wenn es doch eh egal ist und es uns damit besser geht, warum sollen wir nicht selbst einen Sinn „ersinnen“?

Studien aus der Glücksforschung bestätigen: Die Menschen, die im Leben einen höheren Sinn erkennen, haben es leichter, mit Schicksalsschlägen umzugehen und daran zu lernen und zu wachsen. Wenn wir auch im Tod einen Sinn sehen können, in unserem ganzen Dasein auf der Erde, dann lebt es sich am Ende nicht schwerer, sondern fröhlicher und gelassener. Frei nach dem Motto:

„Möglicherweise ist ein Begräbnis unter Menschen eine Hochzeitsfeier unter Engeln.“ Khalil Gibran

Mir gefällt das Bild von uns Menschen als Engel – oder auch „spirituelle Wesen“, die auf der Wolke im Alleins sind. Alles ist paradiesisch dort, doch auch etwas eintönig. Daher beschließen sie, auf die Erde zu reisen, um dort menschliche Erfahrungen zu machen. Damit dies jedoch real ist, müssen sie vergessen, wo sie eigentlich herkommen. Aber es gibt kleine Tricks, um sich ab und zu doch mal daran zu erinnern, wer sie wirklich sind:  zum Beispiel durch Lachen, Tanzen, Singen, Meditieren – und durch Seelenbegegnungen mit den anderen Engeln. Mir persönlich hilft diese Geschichte, um vieles zu relativieren, wenn es mal nicht so läuft. Und mich zu erinnern, wo ich herkomme.

Wie kannst du den Tod zu deinem Berater machen? Mit welchen Fragen kann der Tod dich dabei unterstützen, dir über deinen eigenen Weg klar zu werden und vielleicht sogar etwas über deinen „Sinn“ – deine Aufgabe- hier in diesem Moment auf diesem Planeten zu erfahren? Ich habe hier mal ein paar Fragen zur Anregung zusammen gestellt. Und zwar aus zwei spannenden unterschiedlichen Perspektiven. Viel Spaß damit!

Alles Liebe

Angela

 

Bei diesen Fragen geht es um Leben und Tod:

Fragen aus der Perspektive von JETZT:

  • Was soll sich durch dich auf der Welt verändert haben, wenn du gehst?
  • Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass du in einem Jahr sterben wirst, aber bis dahin körperlich noch voll fit bist?
  • Welches Lebensthema möchtest du noch für dich gelöst haben, bevor du gehst?
  • Was würdest du dir wünschen, was die Gäste auf deiner Beerdigung eines Tages über dich sagen?

Fragen aus der Perspektive deines Lebensendes

– ausgehend davon, dass dein Leben phantastisch war!

  • Wofür bist du dankbar?
  • Worauf bist du stolz?
  • Welches Motto würdest du deinem Leben geben?
  • Welche Botschaft hast du für dein jüngeres (also jetziges) ich?

Du möchtest noch mehr Klarheit über deine Mission, deine Ausrichtung, deine Träume im Leben und diese auch in die Umsetzung bringen? Dann komm in den Kurs „Aktiviere dein Inneres Glück und leuchte“!

Empfehlung: Seminar zu dem Thema mit meiner wunderbaren Kollegin Silvia Rößler: Lachen trotz und alledem – darf ich lachen wenn ich traurig bin? 12. und 13. Februar oder 5. und 6. März.  Mehr Infos hier…

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