Neun Fragen für den Jahres-Rückblick

Wie war das Jahr für dich? Traumhaft, ganz besonders, voller Glück, Erfüllung und Erfolg? Oder war es eher anstrengend, schwierig, krisenbehaftet und du bist froh, dass es bald vorbei ist? Ich kenne beide Varianten. Und ehrlich gesagt gab es bisher wenige Jahre in meinem Leben, von denen ich uneingeschränkt sagen kann, dass sie toll waren, oder gar ohne Probleme und Schwierigkeiten. Das ist auch ok so, denn sonst wäre es ja langweilig. Zumal ich einen wichtigen Schlüssel gefunden habe, der mir hilft, die Dinge immer wieder aus einer anderen Perspektive zu sehen: Dankbarkeit.

Ich gebe zu: Das ist jetzt nicht unbedingt der neueste Tipp zum glücklich sein. Eher wohl ein alter Hut, denn schon meine Großeltern haben uns immer gepredigt: sei dankbar. So ziemlich jedes Kind wächst mit der Maxime auf: „immer schön danke sagen“, ob es will oder nicht. Kein Wunder, dass der Begriff „Dankbarkeit“ oft eher negativ belegt ist. Nämlich mit Zwang, Pflicht und Schuldgefühlen, wenn man als Kind nicht immer „schön brav danke“ gesagt hat oder gar Dankeskarten geschrieben hat. So hatten wir eine Tante, die uns irgendwann keine Weihnachtsgeschenke mehr geschickt hat, weil wir es mal versäumt hatten, eine Dankeskarte zu schreiben. Die fehlenden Geschenke waren dabei weniger schlimm als unsere Schuldgefühle dazu.

Und doch lege ich selbst jetzt bei meinem Sohn genauso Wert darauf, dass er „Danke“ sagt. Was würde schließlich die Metzgerin denken, die ihm gerade das Stückchen Fleischwurst geschenkt hat, wenn er nicht „danke“ sagt? Was die Bäckerin, die ihm ein Brötchen schenkt, oder gar der Onkel, der ihm auf jeder Familienfeier einen 5-Euro-Schein zusteckt? Diese Menschen will ich ja auch nicht verprellen, und schon gar nicht mein Kind als ungezogenes Blag dastehen lassen. Also bleibt „immer schön danke sagen“ auch bei uns – wie bei vielen anderen Eltern auch – eine wichtige Pflicht.

Die wahre Bedeutung von Dankbarkeit

Die wirkliche Bedeutung von Dankbarkeit habe ich erst verstanden, als ich dachte, ich hätte alles verloren – Job weg, Beziehung kaputt. Dann bin ich nach Indien gereist und habe Menschen gesehen, die alles dafür geben würden, ein Leben wie meines führen zu dürfen. Die froh wären, überhaupt ein Dach über dem Kopf und medizinische Versorgung zu haben. Ich habe dort gelernt, das wertzuschätzen, was gerade ist. Ich habe gelernt, dass es immer etwas gibt, wofür ich dankbar sein kann. Und dass Dankbarkeit eine Lebenseinstellung ist, mit der wir alles verändern können.

Wenn wir auf das schauen, was da ist, statt auf das, was uns fehlt, dann kommen wir in die Fülle. Und aus der Fülle heraus fliegen uns die Dinge im Leben leichter zu als wenn wir ständig das Gefühl haben, zu kurz zu kommen. Schon lange weiß man um die Kraft der Dankbarkeit.

„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“ Francis Bacon

Die Kraft der Dankbarkeit aus Sicht der Glücksforschung

Auch in der Glücksforschung gibt es zahlreiche Erkenntnisse darüber, dass dankbare Menschen optimistischer, glücklicher, einfühlsamer, gesünder und belastbarer sind als andere. Robert Emmons, Professor für Psychologie an der University of California, führte dazu eine Studie durch. Er bildete drei Versuchsgruppen:

  • Die erste Gruppe sollte 10 Wochen lang abends fünf Dinge notieren, für die sie dankbar waren.
  • Eine zweite Versuchsgruppe schrieb über fünf Ärgernisse des Tages
  • Eine dritte Kontrollgruppe notierte fünf allgemeine wichtige Dinge, die an diesem Tag geschehen waren.

Das Ergebnis war deutlich: Die Teilnehmer der Dankbarkeitsgruppe waren optimistischer und zufriedener mit ihrem Leben. Zudem erlebten sie sich als gesünder, denn sie litten weniger unter Kopfschmerzen, Husten oder Schwindel. Und sie trieben mehr Sport.

In einer weiteren Studie mit chronisch Kranken stellte man zudem fest, dass Menschen, die regelmäßig „Dankbarkeitstage“ praktizierten, mehr positive Gefühle erlebten (wie Interesse, Begeisterung, Freude, Stolz), sich sozial verbundener fühlten und sogar besser schliefen.

Höflichkeitsfloskel oder Herzensangelegenheit?

Dennoch sollte Dankbarkeit nicht zu einer mechanischen Pflichtübung verkommen. So waren in einer weiteren Studie diejenigen, die nur einmal die Woche bewusst einen Dankbarkeitsrückblick vornahmen, langfristig zufriedener als diejenigen, die dreimal pro Woche ihre Dankbarkeit aufschreiben sollten. Man vermutet, dass dann eine Art „Gewöhnungseffekt“ eintritt. Bewährt hat sich hingegen ein kurzes inne halten abends im Bett. Den Tag nochmal Revue passieren lassen und den Geist für die schönen Dinge und kleinen Glücksmomente im Alltag schärfen (siehe auch Blogartikel „Das Ei das auf den Teppich fiel„).

Wenn wir also als Kind oder Erwachsener „danke“ sagen und dies gar nicht fühlen, so bleibt das erstmal eine Höflichkeitsfloskel und erscheint uns vielleicht sogar überflüssig oder heuchlerisch. Dem ist aber nicht so. Denn nicht nur in Beziehungen, sondern auch im Arbeitsleben ist es absolut förderlich, anderen gegenüber Wertschätzung auszudrücken – die wünschen wir uns schließlich auch. Es mag als Floskel beginnen. Aber wenn wir die wahre Power der Dankbarkeit erkannt haben, dann können wir auch dem Bäcker, dem Briefträger und der Verkäuferin von ganzem Herzen und ehrlich „danke“ sagen. Und uns dabei nochmal mehr bewusst machen, was all diese Menschen jeden Tag für uns leisten oder uns Gutes tun.

Dankbarkeit als wichtige Voraussetzung für Glück

„In der Dankbarkeit gewinne ich das rechte Verhältnis zu meiner Vergangenheit. In ihr wird das Vergangene fruchtbar für die Gegenwart.“ Dietrich Bonhoeffer

Ich möchte dich hier einladen, dein persönliches Glücks-Jahres-Resümee zu ziehen – ein Resümee in Dankbarkeit. Warum ist es so wichtig, nochmal zurück zu schauen und Bilanz zu ziehen? Heißt es nicht sonst immer, man solle Ziele und Visionen formulieren und nach vorne schauen? Auf einer Autofahrt gibt man doch auch nur das Ziel ein und schaut nicht mehr, wo man herkommt, oder? Aber mal umgekehrt gedacht: Wenn ich mich auf dem Weg zu einem bestimmten Ziel schon Hundert Mal verfahren haben, dann ist es doch sinnvoll, wenn ich mir die bisherige Strecke nochmal anschaue, um künftig Umwege zu vermeiden, oder?

Außerdem: wenn das Vergangene so unwichtig wäre – warum knabbern dann so viele Menschen noch an ihrer Vergangenheit, schieben die Schuld für ihre Misere auf die „unglückliche Kindheit“, frühere Verletzungen oder unfaires Verhalten anderer, das sie irgendwann mal erlebt haben und nehmen dies als Vorwand, um nicht selbst Verantwortung zu übernehmen? Mit anderen Worten:

Erst dann, wenn du die Vergangenheit in Frieden und Dankbarkeit annehmen kannst, kannst du das loslassen, was du nicht mehr in deinem Leben haben möchtest. Dann kannst du einen „fruchtbaren Boden“ für all das bereiten, was du neu in dein Leben holen möchtest. Du schaffst neuen Raum für deine Träume und Wünsche und kannst diese mit Zuversicht und Entschlusskraft umsetzen. Und dann machst du dich auf zur nächsten Stufe der Dankbarkeit: schon jetzt dankbar für das zu sein, was noch kommen wird!

Dein persönliches Glücks-Resümee des Jahres

Schau dir also nochmal an, was in diesem Jahr war. Die schönen und die schmerzhaften Dinge. Schau es dir aus einer Haltung der Akzeptanz und der Liebe heraus an. Und gib dann deinen Segen. Akzeptiere alles. Auch die Ereignisse, bei denen du dich unfair oder ungerecht behandelt oder verletzt gefühlt hast. Gib deinen Segen auf das, wo du selbst Schuld auf dich geladen hast oder dich im Nachhinein ärgerst über bestimmte Entscheidungen oder Verhaltensweisen. Akzeptiere die Fehlbarkeiten der anderen Menschen und von dir selbst. Nimm alles – auch die „negativen Dinge“ – in Dankbarkeit an. Und mach dir bewusst, dass alles für irgendetwas gut war (siehe auch den Blogartikel „Pech gehabt – Glück gehabt“…). Lass in Vergebung los.

Wenn du magst, nimm dafür die unten stehenden Fragen, um dein persönliches Glücks-Resümee des Jahres zu ziehen. Mir selbst hat es nochmal die Augen geöffnet, mich zu Tränen gerührt und mir eine wichtige neue Erkenntnis gebracht. Es ist nie zu spät, ein glückliches Jahr zu haben! Mache dieses Jahr zu deinem Glücksjahr – und schaffe damit den Nährboden für viele weitere erfüllte, bombastische und sensationelle Jahre in der Zukunft!

Namasté, Angela

 

Du möchtest dich mit diesen Themen ausführlicher beschäftigen? Dann mach den Online-Kurs „Aktiviere dein inneres Glück“ und finde Klarheit über deine Glücksvision!

Oder komm mit auf die Happiness Yoga Ferien und gönne dir eine inspirierende Auszeit vom Alltag mit Glücksmomenten für Körper und Seele.

 

Fragen für den Jahres-Rückblick in Dankbarkeit

Hier findest du die Fragen als Workbook zum ausdrucken und eintragen – zum pdf…

1. Welche schönen Dinge hast du erlebt? Was war gut? Wofür bist du dankbar? Wenn dir nicht spontan etwas einfällt, gehe nochmal einzeln die Monate durch.

Zum Beispiel: einen schönen Urlaub erlebt, liebe Menschen wiedergesehen, schönes Seminar mitgemacht, eine Ausbildung abgeschlossen / bestanden o.ä.

2. Was war allgemein in diesem Jahr etwas Besonderes für dich? Unter welchem „Stern“ stand es?

Zum Beispiel: ich habe viele neue Erkenntnisse in Bezug auf mich selbst gehabt, meine Ziele weiter verfolgt, bestimmte Fähigkeiten erweitert, mich selbst weiterentwickelt o.ä.

3. Wie zufrieden bist du mit deinem Jahr in Bezug auf verschiedene Lebensbereiche: Gesundheit, Job, Familie, Beziehung, Freunde, eigene Weiterentwicklung?

Zum Beispiel: Endlich mehr Zeit mit Freundinnen verbracht, öfters Sport gemacht, zu wenig für die Gesundheit getan o.ä.

4. Welchen Menschen bist du besonders dankbar? Wie kannst du ihnen deine Wertschätzung zum Ausdruck bringen?

Zum Beispiel: dem Partner, dass er mir zugehört hat – diesen umarmen – der Kollegin, dass sie mich weiterempfohlen hat – diese mal zum Essen einladen o.ä.

5. Was war nicht so toll in diesem Jahr? Welche Herausforderungen sind dir begegnet? Womit bist du nicht zufrieden? Wo warst du selbst möglicherweise ungerecht oder unfair anderen gegenüber? Liste auf, was dir spontan einfällt:

Zum Beispiel: Konflikte mit anderen Menschen, misslungene Urlaube, Rückschläge im Job, Krankheit bei dir selbst oder anderen, Trennung o.ä.

6. Gehe dann die Punkte aus Frage 5 nochmal durch und überlege dir jeweils dazu:
  • Welche Erkenntnis ziehst du daraus? Wo liegt das Geschenk?
  • Was würdest du nächstes Mal anders machen?
  • Wo gilt es, jemand anderem oder dir selbst zu vergeben?

Zum Beispiel: bestimmte Augenblicke mehr genießen, mehr Mut und Klarheit in Konflikten, akzeptieren was ist, mehr für mich tun, mehr für andere tun o.ä.

7. Was sind deine Prioritäten für dein nächstes Jahr? Schau dir nochmal die Erkenntnisse aus den vorherigen Fragen an und fasse daraus ca. 3-5 Prioritäten zusammen

Zum Beispiel: mehr Klarheit leben, bestimmte Projekte umsetzen, mehr Zeit mit lieben Menschen verbringen o.ä.

8. Dankbarkeit für künftige Ereignisse – die Königsdisziplin

Formuliere 3-5 Wünsche für das nächste Jahr, und zwar in Dankbarkeit dafür, dass sie sich bereits erfüllt haben. Beginne jeden Satz mit „Ich bin so glücklich und dankbar, dass…“ und beende ihn in Gegenwartsform. Formuliere positiv!

Zum Beispiel: Ich bin so glücklich und dankbar, dass ich so viele wunderschöne Momente und Erlebnisse mit meiner Familie habe. Ich bin glücklich und dankbar, dass ich regelmäßig Yoga praktiziere o.ä.

9. Raus aus der Komfortzone!

Was möchtest du im kommenden Jahr machen, was dich richtig Überwindung kostet, was vielleicht verrückt ist, auf Kritik stoßen könnte oder keiner verstehen wird? Was könnte dir so richtig einen Schub verpassen, um voll durchzustarten?

Zum Beispiel: mit dem intriganten Kollegen Tacheles reden – eine Freundschaft beenden, die mir nicht mehr gut tut – ein Hilfsprojekt unterstützen – mich ehrenamtlich engagieren – einen Job kündigen, der mir nicht mehr gut tut.

5 Kommentare
  1. Angela
    Angela sagte:

    Liebe Anne, danke für deine Rückmeldung! Das freut mich sehr, dass die Fragen dich inspirieren konnten. Und ja, lass uns dankbar sein für alles was ist und erst recht alles, was noch kommen wird! Ich wünsche dir auch alles Liebe für 2020 und ganz viele Anlässe für Dankbarkeit! Ganz liebe Grüße Angela

  2. Anne Sintic
    Anne Sintic sagte:

    Liebe Angela, jedes Jahr blicke ich zwischen den Jahren zurück und lasse das Geschehene revuepassieren. In diesem Jahr konnte ich dazu die Fragen aus Deinem Workbook benutzen und mich von ihnen leiten lassen. Das hat mich sehr unterstützt und mir gute Anregungen gegeben. Besonders die Dankbarkeits-Wünsche für das neue Jahr haben mir viel Freude gemacht. Vielen Dank dafür und Dir alles Gute für 2020!

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] 8. Dankbarkeit – So unangenehm eine Situation auch sein mag – meist gibt es trotz allem immer einen Anlass, dankbar zu sein. Deine Chefin macht dir Druck, dass etwas noch bis Morgen fertig werden muss? Das mag nerven, aber immerhin scheinst du deinen Job gut zu machen, sonst würde sie dich nicht fragen. Und – du hast einen Job! Auch das kann so manches wieder relativieren. Siehe auch Blog zu Dankbarkeit… […]

  2. […] kannst du die Sicht auf die Dinge verändern? Indem du z.B. Dankbarkeit traininerst (siehe Blog zu Dankbarkeit…) oder Glücksmomente sammelst. Auch hilft es, die Dinge aus der Perspektive von jemand anders zu […]

  3. […] wieder betone ich dies in meinen Seminaren und Kursen und habe diesem Thema bereits einen eigenen Blogartikel gewidmet. Viele Menschen stehen sich jedoch selbst im Weg, weil sie in die „hedonistische […]

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.