Sommerferien…

…für Schulkinder ein Traum, für Eltern oft ein Albtraum. Von allen Seiten höre ich derzeit von verzweifelten Versuchen, die freie Zeit der Kinder mit der Arbeitszeit der Eltern unter einen Hut zu bringen. Da kommt es schonmal vor, dass der Papa von 6:00 bis 11:00 Frühschicht schiebt, damit die Mama dann zur Gleitzeit in ihr Büro fahren kann. Wenn am Ende noch eine Woche Urlaub für alle zusammen übrig bleibt, ist das schon ein Privileg. Auch für mich ist dieses Thema nun aktuell, da mein Sohn ab September zum Schulkind wird. Ich bin zwar in meiner Selbständigkeit relativ flexibel, aber die Projekte wollen trotzdem organisiert sein.

Work-Life-Balance als Aushängeschild für Arbeitgeber

Früher gab’s das nicht. Da haben Familien einen Betrieb gehabt, einen Laden oder einen Hof. Die Kinder haben mitgeholfen, wenn sie aus der Schule kamen oder sind „nebenbei mitgelaufen“, wie es so schön heißt. Mit der Industrialisierung kam der Umbruch: man ging in das Büro oder in die Fabrik und kam erst spät abends wieder zum „Feierabend“ nach Hause. Die Arbeit war zum Geld verdienen da, die wohlverdiente Freizeit zum Entspannen.

Hinzu kamen mit steigendem Wohlstand immer mehr Freizeitaktivitäten und der Anspruch, in der Freizeit „Spaß zu haben“ und etwas Schönes zu unternehmen. Vielen wurde bewusst, dass Arbeit nicht alles ist im Leben, und dass es wichtig ist, die verschiedenen Lebensbereiche („Life Domains“) unter einen Hut zu kriegen. Auch Unternehmen erkannten, dass eine gute Work-Life-Balance dazu beiträgt, dass die Mitarbeiter ausgeglichener sind und entsprechend produktiver arbeiten. Fortschrittliche Konzerne unterstützen dies heutzutage mit Betriebskindergärten, Teilzeitmodellen, Home Office und Entspannungs- und Sportangeboten in der Firma. So ist „Work-Life-Balance“ – oder auch die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben – für viele zum Aushängeschild geworden, auch um Nachwuchskräfte zu werben.

Ist Arbeit das richtige Leben?

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Denn allein die Begrifflichkeit, mit der „Arbeit“ und „Leben“ überhaupt unterschieden wird, suggeriert, dass „Arbeit“ nicht das Leben ist, sondern etwas, das erledigt werden muss, zum Geld verdienen. Findet demnach das „richtige Leben“ nur in der Freizeit statt? Kein Wunder, dass wir uns die Freizeit voll stopfen, weil wir meinen, jetzt unbedingt richtig leben zu müssen. Trotzdem verbringen die meisten von uns einen Großteil des Lebens mit Arbeit. Da wäre es schade, wenn schon ab 50 die Jahre bis zur Rente gezählt werden.

Diese Trennung von Arbeit und Privatleben scheint eh bald hinfällig. Durch die Digitalisierung verschmelzen Arbeit und Freizeit immer mehr miteinander. Home Office, Telearbeit, Videokonferenzen und die zunehmende Zahl von Selbständigen, Freelancern und Teilzeitarbeitenden lösen den klassischen 9-to-5-Job ab. Dazu gehört es auch, dass wir nach Feierabend oder im Urlaub in unsere dienstlichen Mails schauen – oder umgekehrt während der Arbeit in Sozialen Medien unterwegs sind.

Da dies auch stressen kann, versuchen einige Arbeitgeber, die Erholung der Mitarbeiter*innen durch Abschalten des Servers nach Feierabend zu unterstützen. Doch die zunehmende Verschmelzung von beruflich und privat lässt sich dadurch nicht aufhalten.

Von Work-Life-Balance zu „Work Life Happiness Balance“

Um diesen Trends gerecht zu werden, entstehen neue Begriffe – von „Work Life Integration“ bis hin zu „Work Fun Balance“. Mit „Work Life Sleep Balance“ wirbt gar ein großer schwedischer Möbelhersteller für „gute Schlafkultur“ und letztlich seine Möbel.

Ich selbst plädiere für „Work Life Happiness Balance“. Ich finde es ok, wenn man die „Life Domains“ getrennt betrachtet – ohne einen davon per se als „schlecht“ oder „falsch“ zu bewerten. Vielleicht lassen sie sich räumlich nicht mehr so trennen, vielleicht auch nicht immer zeitlich. Aber inhaltlich sprechen wir hier von verschiedenen Lebensbereichen, die es gilt, in Einklang zu bringen. Man könnte es auch „Work-Life-Heart-Family-Health-Welfare-Self-Development-Balance“ nennen. Dabei ist nicht ein Bereich wichtiger als der andere oder das „richtige“ bzw. das „falsche“ Leben, sondern jeder Bereich gehört dazu.

Die Natur macht es vor: Pflanzen brauchen Wasser, Erde und Sonne. Aus eigener Erfahrung weiß ich: bekommen unsere Pflanzen im Sommer zu wenig Wasser, so kann dies nicht durch mehr Sonne ausgewogen werden. Auch im Yoga geht es darum, die sieben Energiezentren – oder auch „Chakren“ – in Ausgleich zu bringen. Dies ist die Grundlage, um wiederum Körper, Seele und Geist in Balance zu bringen. Wenn ein Bereich zu kurz kommt, dann kann dies kaum durch ein Mehr in anderen Bereichen ausgeglichen werden.

Das Leben in Balance bringen – wie geht das?

Mit anderen Worten: Wenn der Job keinen Spaß macht, wenn du gemobbt wirst, dich langweilst, etwas tun „musst“, das gegen deine Ethik verstößt, dann nützt die beste Work-Life-Balance nichts. Wenn andererseits deine Beziehung in der Krise steckt, dann wirst du das Yoga-Angebot oder den Pausenraum in der Firma auch nicht wirklich genießen können.

Um das Leben wieder in Balance zu bringen, gilt es, die verschiedenen Lebensbereiche zu benennen und anzuschauen. Wenn ich dies in meinen Coachings und Seminaren mache, dann wird meist schnell deutlich, welche Bereiche nicht im Einklang sind. Sei es der Job, die Beziehung, die Familie, die Gesundheit. Oft liegt in dem Bereich, der gerade „im Argen“ ist, das größte Entwicklungspotenzial. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch bestimmte Lebensthemen hat, die gelöst werden wollen. Dies zu erkennen, ist für viele schon eine große Erleichterung und der erste Schritt auf einem unumkehrbaren Weg Richtung Freude und Erfüllung.

Sieben Anregungen für eine gute „Work Life Happiness Balance“

Doch was kann man noch tun, um die verschiedenen Lebensbereiche unter einen Hut zu bringen, ohne in völliger Erschöpfung oder Frust zu enden? Hier ein paar Anregungen dazu:

1. Nicht den Arbeitsort, sondern die Arbeitszeit klar abgrenzen

Bei den meisten liegt das Problem am Home Office nicht darin, dass man zu Hause ist, sondern dass die Zeiten nicht klar abgegrenzt sind. Statt morgens irgendwo einzustempeln, wird die Arbeitszeit nach Vertrauen gehandhabt. Der Plausch mit Kollegen im Büro ist ok, aber beim Wäsche machen zu Hause meldet sich der „innere Kritiker“ mit Vorwürfen und Schuldgefühlen. Was bei vielen dazu führt, dass man bis spät abends oder ohne weitere Pausen durcharbeitet, um das schlechte Gewissen zu beruhigen.

Ich selbst habe oft nächtelang gearbeitet und mich wie ein „Workaholic“ gefühlt. Mittlerweile erfasse ich meine Zeiten und sehe, wann mein selbst gesetztes Stundenkontingent erreicht ist. Das Arbeitsvolumen wird dadurch nicht weniger – aber die Einstellung verändert sich und der Genussfaktor steigt. Wenn ich zwischendurch joggen gehe oder meditiere, dann ohne schlechtes Gewissen. Wenn ich abends die Zeit dran hänge, dann mit einem guten Gefühl.

2. Glücksmomente zwischenschieben statt aufschieben

Wir neigen dazu, uns erst dann etwas Schönes zu gönnen, wenn die Arbeit geschafft oder das Projekt beendet ist. Da fallen so manche Dinge hintenüber. Studien von Psychologen (Ed O’Brien und Ellen Roney, 2017) haben jedoch gezeigt, dass wir eine schöne Aktivität auch dann genießen können, wenn später noch Arbeit ansteht. Warum also nicht mal zwischendurch einen Mittagsschlaf oder einen Spaziergang machen, oder mit dem Kind auf den Spielplatz gehen? Wichtig ist dabei nur, vorher die erforderliche telefonische Erreichbarkeit abzuklären.

Pausen sind ehedem wichtig: Laut Erkenntnissen im Zeitmanagement funktioniert das Gehirn besser, wenn wir alle 25 – 50 Minuten eine Pause machen. Es braucht solche Auszeiten, um neue Informationen zu verarbeiten und von hier aus wieder in einen kreativen Prozess zu kommen.

3. Nie wieder „ich müsste noch“

Der Reifenwechsel, die Hausreparatur – klar muss das gemacht werden. Man könnte den ganzen Tag mit sowas füllen. Hier hilft manchmal nur noch die Taktik des „aktiven Ignorierens“: Erstmal auf die wesentlichen Dinge konzentrieren – und sich bei allem fragen: was davon ist wirklich wichtig?

4. Erholen – aber richtig!

Nach dem Bürotag auf die Couch, um runterzukommen? Kontraproduktiv! Laut Stressforscher Prof. Dr. Gert Kaluza ist es empfehlenswert, sich außerhalb der Arbeitswelt eine „regenerative Gegenwelt“ zu erschaffen. Wer viel im Büro sitzt, sollte sich hinterher beim Sport auspowern. Wer im Job geistig unterfordert ist, den erfüllen möglicherweise kreative oder künstlerische Tätigkeiten in der Freizeit, oder auch ehrenamtliches Engagement. Wer sich nach der Arbeit – vor allem bei körperlicher Tätigkeit – erschöpft und ausgelaugt fühlt, dem kann ein Vollbad, ein Saunagang oder einfach mal Nichtstun helfen.

5. Die Arbeit sollte Spaß machen – zumindest grundsätzlich

In der Selbstentwicklungsszene sprechen viele von „Herzensaufgabe finden“, „Berufung leben“ oder „Lebensaufgabe finden“. Das finde ich zwar erstrebenswert, aber nicht immer 100%ig und sofort realisierbar. Meiner Meinung nach muss es nicht immer „die eine Sache“ sein, die Berufung, die uns von heute auf morgen für immer glücklich macht.

Aber natürlich solltest du morgens mit einem guten Gefühl und nicht mit Magenschmerzen zur Arbeit gehen. Wenn Letzteres der Fall ist, dann ist es vielleicht an der Zeit, über Veränderung nachzudenken und ggf. den Job zu wechseln.

6. Schuldgefühle loslassen statt sie anderen zuzuschieben

Wir werden nie alles perfekt machen. Gehen wir pünktlich von der Arbeit weg, um Zeit mit Familie oder Freunden zu haben, nagt das schlechte Gewissen, weil wir dem Chef nein gesagt haben zu Überstunden. Sagen wir ja und bleiben länger im Büro, wartet möglicherweise der Partner mit versauerter Mine, weil er alleine die Kinder ins Bett bringen musste. Vor lauter eigenen Schuldgefühlen fangen wir an, dem anderen Vorwürfe zu machen oder aufzurechnen, wer wie viel macht. Dies führt zu Mangeldenken und hilft uns keinen Deut weiter. Also am besten gleich die eigenen Schuldgefühle loslassen und Nachsicht dem Umfeld gegenüber walten lassen.

7. Bestandsaufnahme machen und Lebensbereiche in Einklang bringen

Das Leben ist im Fluss. Unsere Lebensthemen verändern sich kontinuierlich und wollen gelöst werden. Das, was anfangs vielleicht als anstrengend, problematisch und leidvoll erscheint, birgt für die eigene Entwicklung oft das größte Potenzial. Ein erster Schritt in Richtung Balance ist es, Ungleichgewichte zu erkennen, Wünsche zu definieren und Veränderungen vorzunehmen. Wer sich hiermit näher befassen möchte, für den ist vielleicht der Online-Kurs „Aktiviere dein inneres Glück“ interessant. Mehr Infos findest du hier…

Oder du suchst nach Möglichkeiten, eine ausgewogene Balance zwischen Familie und Zeit für dich selbst mal im Urlaub zu finden? Dann informiere dich hier über die Happiness Yoga Ferien – mit Kinderbetreuung…

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Ich wünsche Dir die richtige Work Life Happiness Balance in allen Lebensbereichen!

Namasté

Angela

 

Buchtipps

„Das Leben ist keine ToDo-Liste“ von Shirley Seul

„Einen Scheiß muss ich“ von Tommy Jaud

 

Videotipp

Robert Betz zum Thema „Work-Life-Balance“

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