Ein Unterschied, der glücklich macht
Letzte Woche hatte mein Sohn seinen ersten Schultag – begleitet von einer rührseligen Einschulungsfeier, aber auch von den Sorgen und Ängsten der Mama. Da kommen schon mal alte Erinnerungen aus der eigenen Schulzeit hoch. Einige ganz nett, andere weniger schön. Denn wer kann schon von sich sagen, dass alles während der Schulzeit toll war? Wer hat nicht schon das ein oder andere „Trauma“ hinter sich, vielleicht sogar „Mobbing“ erlebt?
Den Begriff kannte ich zu meinen Schulzeiten damals noch nicht. Aber ich lernte schnell, wie es sich anfühlt, nicht zu den hippen Kreisen oder Cliquen zu gehören, sondern eher am Rande zu stehen, „Außenseiter“ zu sein. Irgendwie war ich da hinein gerutscht, ohne es anfangs direkt zu merken. Ich hatte damals eben einfach keine Lust, mich in diesem Wahnsinn ständig behaupten oder „profilieren“ zu müssen. Ich hab lieber ein Buch gelesen, statt auf den Spielplatz zu gehen oder mit anderen Mädels Schminktipps auszutauschen. Das führte aber auch dazu, dass ich in den Pausen keine Spielkameradinnen mehr hatte und im Sport oder auf Klassenfahrten nicht mehr wusste, mit wem ich zusammen sitzen oder die Übung machen sollte. Bis heute mag ich in Seminaren oder bei anderen Anlässen keine Sätze wie „so, nun findet euch mal zu zweit zusammen“.
Beliebt sein um jeden Preis?
Doch was war meine Konsequenz daraus? Ich habe mit der Zeit gelernt, mich zu verbiegen. Nie wieder wollte ich das erleben und habe von da an alles dafür getan, um „beliebt“ zu sein. Der Preis war hoch. Ich habe mich selbst dabei verloren. Ich habe das gemacht, von dem ich meinte, dass es gut ankommt, aber nicht mehr das, was wirklich mir entsprach. Ich habe meine eigene Meinung nicht mehr gesagt und aus lauter Unsicherheit keinem mehr widersprochen. Das hat eine lange Zeit lang auch ganz gut funktioniert. Ich eckte nicht mehr an, hatte keine Feinde mehr, war auf aalglatt getrimmt und angepasst, soweit es nur ging. Ich hatte wieder Freundinnen, wurde überall eingeladen und war überall dabei. Doch glücklich war ich damit nur kurzzeitig.
Es hat lange gedauert, bis ich das merkte. Es hat mich viel Mut, viele Seminare und viele Lernerfahrungen gekostet, zu mir zu stehen, in meine Kraft zu kommen und nicht mehr so viel auf die Meinung anderer zu geben. Ich musste akzeptieren, dass man auch Feinde haben kann – ja sogar sollte. Dass nicht alles harmonisch und glatt läuft, sondern dass Konflikte zu Beziehungen dazu gehören. Dass Menschen im Leben kommen und gehen, dass man sich reibt, lernt, sich weiterentwickelt. Wer will schon verletzt werden? Und doch ist Verletzlichkeit unsere wahre Stärke. Denn es erfordert Mut, die gewohnten Verbiegungs- und Verteidigungsmechanismen fallen zu lassen und die eigene Menschlichkeit offen zu zeigen.
Bedürftig nach Anerkennung – oder im Vertrauen?
Ich weiß heute: ich kann es nie allen recht machen. Aber ich kann in Liebe handeln. Ich sehe heute den Unterschied zwischen „beliebt sein“ und „sich geliebt fühlen“. Wer sich geliebt fühlt, hat ein tiefes Vertrauen darin, dass es eine universelle Liebe gibt, die alle einschließt. Wer sich geliebt fühlt, liebt vor allem erstmal sich selbst – von innen heraus und nicht abhängig davon, welche Erfolge man vorzuweisen hat oder wie viele Likes man in Facebook hat. Wer sich geliebt fühlt, hat möglicherweise Feinde. Nicht aufgrund von Unsicherheit oder unsozialem Verhalten, sondern weil er zu sich steht, in seiner Kraft ist, präsent ist. Damit kommt nicht jeder im Umfeld klar. Denn wer sich geliebt fühlt, hat den Mut, sich zu zeigen – mit allen Ecken und Kanten, allen Schwächen und Unzulänglichkeiten.
„Liebe leben“ geschieht aus der Fülle heraus, nicht aus der Bedürftigkeit nach Anerkennung. Es bedeutet, erst zu geben, ohne herumzufeilschen oder zu erwarten, dass etwas zurückkommt. Es bedeutet, anderen Menschen ihr Glück zu gönnen und sie dabei zu unterstützen.
Ein Mensch, der sich an der Liebe orientiert, hat keine Angst vor der Zukunft. Er fürchtet sich nicht vor irgendwelchen Konsequenzen oder Ergebnissen. Er lebt im Hier und Jetzt und macht sich keinen Kopf über den Kleinkram des Lebens.
Der Weg vom Ego zum erfüllten Selbst
Wirft man einen Blick in die Positive Psychologie, so entspricht der Weg vom „Ich“ (Ego) zum „Selbst“ dem Lauf des Lebens: Wir sind zunächst darauf geeicht, uns anzupassen – auf die Anforderungen der Gesellschaft und die Anforderungen unserer Existenz. Wir werden Experten darin, allem zu genügen, aber wir verlieren dabei allmählich unser Potenzial, unsere Kreativität, unsere Flexibilität. Wenn wir dies verhindern wollen, dann gilt es, immer wieder eigene Lernerfahrungen zu machen, daran zu wachsen. Dinge selbst zu tun, zu erfahren, zu erleben, statt vor dem Fernseher oder im Internet zu hängen.
Der Begriff „Selbst-Optimierung“ ist mittlerweile in aller Munde und wird oft leider falsch verstanden. Denn es geht hier nicht darum, „optimal angepasst für die Gesellschaft“ zu sein. Es geht darum, das eigene Potenzial so zu leben, dass man Erfüllung findet – und zwar in dem, was dem eigenen Selbst entspricht – und nicht in dem, was die Gesellschaft einem vorgibt.
Du willst ankommen? Dann gehe los!
Glücksforscher Tobias Esch beschreibt dies auch als einen Prozess, der uns von „Angst vermeiden und Stress bekämpfen“ über „Wollen, Neugier, Vergnügen und Abenteuer“ hinführt zu einem Zustand des „Angekommen seins“. Hier geht es nicht mehr um Schein, sondern um Sein. Dabei entsteht Vertrauen, Zufriedenheit, Entspannung und Ruhe. Es wird wichtiger, anderen etwas weiterzugeben. In diesem Zustand ist man im inneren Frieden mit sich selbst und mit sich im Reinen. Bei vielen älteren Menschen – sofern sie sich eine positive Lebenseinstellung bewahrt haben – kann man beobachten, dass sie gelassener sind und sich von negativen Dingen und Menschen nicht mehr mitreißen lassen.
Meiner Meinung nach müssen wir nicht auf das Alter warten, um in diese Grundeinstellung von Gelassenheit und Vertrauen zu kommen. Im Gegenteil – ich denke, wir können uns nicht früh genug auf diesen „Weg des Bewusstseins“ machen: weg von „um jeden Preis beliebt sein wollen“, hin zu „geliebt sein“, „sich selbst lieben“ und „Liebe leben“.
Die neuen Schulkinder stehen vielleicht damit ganz am Anfang. Sie wollen beliebt sein, anerkannt und gelobt werden. Doch das Beste, was wir tun können, ist es, ihnen schon jetzt zu vermitteln, dass sie geliebt sind – einfach so, nur für ihr Sein – unabhängig davon, was sie tun oder erreichen.
Ich wünsche dir, dass du Liebe leben kannst – zu dir selbst und zu anderen!
Namasté Angela
Der Unterschied zwischen „beliebt sein“ und „sich geliebt fühlen“
Wenn du beliebt bist, dann…
- finden alle dich toll, aber kennen dich nicht wirklich
- hast du viele Freunde, on- und offline
- musst du nie allein sein
- wirst du überall eingeladen, weil du cool und hip bist
- Bist du damit beschäftigt, den äußeren Schein zu wahren, damit keiner deine Schwächen erkennt
- Orientierst du dich an den Zielen, die andere als erstrebenswert ansehen
- Bist du äußerlich stark, aber innerlich unsicher
- Machst du dein Selbstwertgefühl abhängig von der Bestätigung durch andere
- Weißt du nicht, wem du wirklich trauen kannst
- Lebst du im Mangel
- Hast du ständig Angst, etwas falsch zu machen und diesen Status zu verlieren
Wenn du geliebt bist, dann…
- Weißt du um dein inneres vollkommenes Potenzial
- Hast du Feinde oder „Widersacher“, lässt dich aber davon nicht beeindrucken
- Ruhst du in dir selbst und gönnst dir den Rückzug, den du brauchst
- Bist du nicht „cool“, „hip“ oder „perfekt schön“, aber strahlst von innen heraus
- Hast du keine Angst, dich so zu zeigen, wie du bist, weil du zu deinen Schwächen stehst
- Kennst du deine Mission im Leben und gehst dafür
- Bist du innerlich stark und strahlst dies nach außen aus
- Liebst du dich selbst, unabhängig von der Bestätigung durch andere
- Hast du ein Grundvertrauen darin, dass es eine universelle Liebe gibt, die uns alle einschließt
- Lebst du in der Fülle
- Weißt du, dass du keine Fehler machen kannst – sondern nur Lernerfahrungen
Jetzt loslaufen
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Liebe Lena, ganz lieben Dank für deine Wünsche!
Liebe Angela! Danke fuer diesen leidenschaftlichen Beitrag. Ich wuensche Deinem Sohn eine Schulzeit mit vielen Entdeckungen und faszinierenden Erlebnissen. Mir ging es auch so,das ich mich an vieles erinnern konnte,was Du beschreibst. Die Suche nach dem eigenen Platz in dieser grossen Welt ist gar nicht einfach. Deshalb heißt es wohl auch ABC schuetze: Schiess los,mach Dich auf den Weg!
Liebe Gruesse,Lena