„Warum macht ihr das?“
„Was versprecht ihr euch davon?“
„Habt ihr noch Platz für mich im Koffer?“
„Das könnte ich ja nie!“
Diese und ähnliche Sätze haben wir in den letzten Wochen und Monaten oft zu hören bekommen – verständlicherweise. Denn unser Plan mag für Außenstehende tatsächlich erstmal wie eine „Mission Impossible“ klingen: zusammen auf Reisen gehen – mit dem Freund, mit dem man bisher noch nicht mal zusammen gewohnt hat. Und mit einem 10-jährigen Teenie-Sohn, der nicht der Sohn des Freundes ist und außerdem schulpflichtig.
Wir machen es trotzdem. Warum? Ich weiß es nicht. Es sollte so sein, könnte man sagen. Oder: wir haben es uns in den Kopf gesetzt. Vielleicht haben wir auch zu wenig nachgedacht. Ein bisschen hat es sich auch einfach ergeben.
Ist eine Weltreise nicht zu gefährlich?
Eines ist klar: wir werden sterben. Alle. Irgendwann. Vielleicht morgen, vielleicht in 50 Jahren. Doch wenn es dann soweit ist, dann haben wir den Wunsch, sagen zu können, wir haben die Chancen und Möglichkeiten des Lebens genutzt. Wir möchten nichts bereuen, nichts auf Morgen verschoben haben.
Damit meine ich nicht, dass man von früh bis spät und rund um die Uhr Action oder bahnbrechende Erlebnisse haben muss. Sondern ich meine, dass wir so viele Glücksmomente wie möglich erschaffen möchten. Dass wir für alles, was ist, dankbar sein und das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen genießen wollen – die großen Abenteuer genauso wie die kleinen feinen Momente des Lebens.
Umfragen bestätigen, dass die meisten Menschen am Ende ihres Lebens eher das bereuen, was sie NICHT getan haben als das, was sie getan haben – selbst wenn sie dabei Fehler gemacht haben (siehe auch das Buch „Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ von Bronnie Warne).
Alles beginnt mit dem Gedanken – von der Idee zur Umsetzung
So ist auch die Idee der Reise in unseren Köpfen entstanden: mal eine Zeit im Ausland leben, reisen gehen, etwas anderes leben als den üblichen Alltag – andere Menschen treffen, Kulturen kennenlernen, neue Perspektiven auf die Welt und das Leben erhalten. Das Leben hat mich gelehrt: alles beginnt mit dem Gedanken – mit dem Wunsch, der Idee, etwas zu tun, etwas zu erleben oder auch ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Kennst du es, dass sich manchmal plötzlich alles wie von selbst fügt und ergibt, wenn du erstmal gedanklich eine Absicht, einen Wunsch formuliert hast? Das, was ich in meinen Kursen immer wieder betone, hat sich auch hier genauso bestätigt: Unser Wunsch, die Sehnsucht, dies zu tun, hat sich in unseren Köpfen festgesetzt. Wir haben beschlossen, es einfach zu tun, und die klare Absicht war da.
Wie bereitet man eine „Weltreise“ vor?
Und plötzlich hat sich alles genauso ergeben, dass es passte. Jede scheinbar noch so große „Hürde“ war in Leichtigkeit zu bewältigen – oder hat uns nichts ausgemacht. Alle aufkommenden Fragen konnten wir tatsächlich Schritt für Schritt klären:
Wann?
Schnell war klar, dass der Schulwechsel des Sohnes von der Grundschule in das Gymnasium der beste Zeitpunkt wäre, also ab Herbst 2023.
Wohin?
Die verschiedenen Eckpunkte der Reise haben sich schnell ergeben. Da ich Seminare auf Korfu und Zypern gebe, sollten dies die ersten Stationen sein. Danach zur World Laughter Yoga Conference nach Indien und über Silvester ein Treffen mit meiner Freundin und ihrer Tochter in Thailand. Der Rest würde sich ergeben. Von meinen eigenen zahlreichen Indien- und Südamerika-Reisen weiß ich, dass man immer unterwegs Menschen trifft, die einem Tipps geben oder erzählen, wo man noch unbedingt hin muss. Dafür sollte Raum bleiben. Auch, damit wir an besonders schönen Orten auch mal Zeit dranhängen können. Somit ist die „Weltreise“ keine richtige Weltumrundungsreise, sondern eher eine „Teil-Weltreise“.
Gesetzliche Schulpflicht – wie soll das gehen?
„Wie machst du das mit deinem Sohn?“ war wohl die häufigste Frage, die ich vorab gehört habe, wenn ich von der Reise erzählt habe. Grundsätzlich bin ich ja davon überzeugt, dass ein 10-jähriges Kind auf einer solchen Reise mindestens genauso viel lernen und daran wachsen kann wie in einem halben Jahr Schule – selbst wenn er im Zweifel eine Klasse wiederholen müsste.
Übrigens: Deutschland ist das einzige Land Europas, in dem gesetzliche Schulpflicht besteht. In den meisten Ländern – z.B. Österreich, den Niederlanden, Kanada, Neuseeland oder den USA – ist es erlaubt, Kinder von zu Hause aus zu unterrichten. Doch um in Deutschland ein Kind von der Schule zu beurlauben, erfordert es viel Geduld und Behördenrennerei.
Ich rufe also zuerst beim Schulamt an, die mich auf das Bezirksamt verweisen. „So einen Fall hatten wir noch nie“, sagt die zuständige Sachbearbeiterin. Weiter beim Bezirksamt, das mich wiederum an die Schule verweist. Doch die Grundschule ist nicht mehr zuständig und an der weiterführenden Schule ist das Kind noch nicht angemeldet.
Nach mehreren Mails und immer wieder Nachhaken beim weiterführenden Gymnasium bekomme ich endlich einen Termin mit der Schulleiterin. Zum Glück ist diese aufgeschlossen für unseren Plan. Ich muss allerdings nachweisen, dass ich beruflich ins Ausland muss – und angeben, wie ich dort mein Kind „beschulen“ werde. Also Nachweise eingeholt, irgendeine Schule in Indien rausgesucht, das Kind am hiesigen weiterführenden Gymnasium angemeldet und begleitend dazu einen netten Brief geschrieben.
Bis kurz vor Abflug sind wir noch im Ungewissen, ob das letztlich zuständige Bezirksamt die Zusage gibt. Doch schließlich ist die Bestätigung da und wir können das Kind ganz legal von der Schule nehmen. Die größte Hürde ist gemeistert!
Dauerurlaub nur für Lottogewinner?
Genauso wichtig war auch die Frage, wie wir es finanziell und beruflich geregelt kriegen. Uns war klar, dass wir nicht Dauerurlaub machen wollten, sondern von unterwegs aus arbeiten würden – und auch müssen. Tatsächlich kam uns hier Corona zugute: Michael hatte seit der Pandemie zum größten Teil Home Office und bekam die Zusage, dass er von unterwegs aus arbeiten darf – sogar von außerhalb von Europas!
Ich selbst musste zwar meine wöchentlichen Yogakurse vor Ort aufgeben, kann aber durch meine Urlaubs-Retreats und mein Online-Programm SMILE meine finanzielle Grundlage sichern. Seit Jahren habe ich darauf hingearbeitet, ortsunabhängig arbeiten zu können. Jetzt weiß ich, wofür es gut war. Für die Wohnung habe ich mir eine Zwischenmieterin gesucht, so dass auch hier nicht mehr Kosten anfallen als ich sie zu Hause gehabt hätte.
Wohin mit dem ganzen Kram?
Dies bedeutete für mich aber auch, dass ich kurz vor Abreise noch einen Mini-Umzug stemmen durfte – nämlich meine persönlichen Sachen aus der Wohnung in Kisten verpacken und auf den Dachboden hieven, der zum Glück genügend Platz für meine zahlreichen Umzugskartons bietet. Die Zwischenmieterin ist dankbar über eine Lösung für sich und ihre Tochter, da sie frisch getrennt ist und es für sie als Alleinerziehende so gut wie unmöglich ist, auf „normalem Wege“ eine bezahlbare Wohnung zu finden. Sie erklärte sich dementsprechend gerne bereit, meine Post zu sammeln und meine Pflanzen zu gießen: Win-Win für alle!
Mit Zuversicht ins Abenteuer
Bleibt noch die wichtigste Frage: wie schaffen wir es als „zusammengewürfeltes Dreiertam“ und Patchworkfamilie, die Herausforderungen einer solchen Reise zu meistern, mit allem, was dazu gehört: auf engstem Raum lange zusammen, anstrengende Fahrten in Bussen und Zügen, unterschiedliche Bedürfnisse, möglicherweise Heimweh nach Hause? Wir wissen noch nicht genau, wie es gehen wird. Aber wir sind überzeugt und festen Willens, DASS es klappen wird. Wir vertrauen darauf, dass ganz viel Mut, Gelassenheit, Humor und Optimismus sowie ein wunderbarer Schutzengel uns begleiten werden.
Unser Reisemotto:
- Es ist, wie du denkst
- Es ist, wie es ist
- Et hätt noch emmer joot jejange!
Na, was soll da noch schiefgehen?
Du möchtest uns auf unserer Reise begleiten und mit weiteren Fotos, Videos und Berichten auf dem Laufenden bleiben? Dann schau gerne unter plusminus-ontour.de
Liebe Angela, das hört sich ja spannend an. Wie schön, dass Du Deinen Traum wahr werden lässt und Danke, dass Du Deine Erlebnisse hier teilst! Viel Freude unterwegs und gute Reise!
Anne
Klingt ganz wunderbaaar! Ich“ wünsche euch gutes Gelingen, Glück und dass ihr gesund und fröhlich wiederkommt!
Alles Liebe
Eva
Hallo Angela, das hast du wundervoll geschrieben und ich folge dir sehr gerne auf Deiner Reise, Sa ich mich auch bald auf den Weg mache, allerdings alleine. Ich freue mich einfach mal meinen Kopf frei zu bekommen, einfach mal richtig ich sein. Besonders freue ich mich auf die verschiedenen Kulturen, Menschen, Pflanzen, Tiere, Sternenhimmel und Naturereignisse.
Wünsche Euch alles Liebe und Gute auf eurer Reise und vielleicht begegnen wir uns ja mal…
Liebe Grüße
Melli Freitag