„Wie ist es denn so auf eurer Reise?…“
fragte mich neulich eine Freundin im Zoom. Gar nicht so einfach, diese Frage zu beantworten, fast so wie wenn jemand dich fragt, „na, wie ist das Leben denn so?“ Ich sag mal so: von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt ist alles dabei.
Der erste Monat unserer Reise ist nun vorbei und die erste Station Korfu liegt hinter uns. Eines lässt sich schon jetzt sagen: eine solche Reise ist wie ein Brennglas. Das, was schwierig ist, erscheint hier noch schwieriger und anstrengender. Das, was schön ist, ist hier um ein Vielfaches schöner. Die Dramen sind dramatischer, Missstimmungen einschneidender, Glücksmomente noch schöner.
Seminar oder privat – die Themen sind die gleichen
Diese Erfahrung machen auch die Teilnehmer:innen auf meinen Urlaubs-Retreats. Und so haben wir es auf Korfu mit unserer Seminargruppe wieder erlebt: Wir können nicht vor den Themen weglaufen, die uns zu Hause beschäftigen. Im Gegenteil, oft werden sie uns in solchen Reise- und Urlaubssituationen – wenn wir diese bewusst gestalten – noch intensiver auf dem Silbertablett serviert. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns unsere Macken und Themen anzuschauen – das loszulassen, was wir loslassen können und das zu akzeptieren, was wir nicht ändern können.
Nachdem das Urlaubsseminar auf Korfu und die Teilnehmer:innen abgereist waren, war es dann auch für unsere kleine private Reisegruppe an der Zeit, sich aneinander zu gewöhnen – inklusive all der Fehlbarkeiten und Macken eines jeden einzelnen. Zunächst noch gemeinsam mit Joshuas Papa, danach ungefiltert und ohne Ablenkung als „Dreierteam“. Was nicht einfach ist, wenn das Kind noch traurig ist über den Abschied vom Papa und mit entsprechendem Widerwillen gegenüber dem Freund. Patchwork ist ja schon zu Hause unter normalen Umständen eine Herausforderung – aber so?
Wasser geht immer
Doch es gab einen Hoffnungsschimmer: Das Wasser. Denn wie es der „Zufall“ so wollte, sind Michael und Joshua nicht nur vom Sternzeichen Wassermänner, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes. Beide lieben es ohne Ende, im Wasser zu toben, zu spielen und den gesamten Pool „aufzumischen“. Egal, ob es vorher Widerwillen, Knatschigkeit oder miese Laune gab. Sobald wir auf irgendeine Art irgendwo im Wasser sind, ist die Welt wieder in Ordnung. Beim Schnorcheln, tauchen, Ball spielen, sich gegenseitig untertauchen, ins Wasser springen schmolzen jedes Mal alle Ressentiments wie unsere Schokokekse in der Sonne. Das Beste, was uns passieren konnte, waren all die unbeschwerten Momente, die wir im Wasser, auf dem Boot und in verschiedensten Pools erleben durften.
Man wächst mit seinen Aufgaben
Diese Wassermomente haben uns zusammengeschweißt und dafür gesorgt, dass wir langsam, Schritt für Schritt, auch außerhalb des Wassers unser kleines Team formieren konnten. So hat jeder auf dieser Reise seine besondere Aufgabe bzw. Zuständigkeit bekommen:
- Joshua ist „Reise- und Ticketminister“ und kümmert sich um Flüge, Busse, Check-In und Hotels.
- Michael ist „Spaß- und Unternehmungsminister“ und kümmert sich um das Wohl und die gute Laune aller Beteiligten sowie gemeinsame Aktivitäten.
- Ich, Angela, bin „Finanzministerin“ und habe unser Reisebudget im Blick.
Na, da kann doch nichts mehr schief gehen, oder?
Doch auch wenn es auf den Bildern so aussehen mag, verbringen wir hier nun mal keinen Dauerurlaub. Vormittags arbeiten wir im Home Office bzw. der „Mama School“ und dürfen uns mit Sitzungen, Seminarorganisation und Stochastik beschäftigen. Zugegebenermaßen, es gibt schlimmere Orte, an denen es sich arbeiten lässt.
Da ich neben meiner Tätigkeit als „Finanzministerin“ nun auch selbsternannte Lehrerin und Direktorin der „Mama School“ bin, hat sich jedoch meine eigene Arbeitszeit auf ein Minimum reduziert. Das hat mir schon den ein oder anderen Panikanfall verschafft, dass ich nicht mehr 8 Stunden am Tag für meine Projekte und meine Sichtbarkeit investieren kann. Aber es zwingt mich auch dazu, Prioritäten zu setzen und nur die wirklich wichtigen Dinge zu tun.
Zeit ist relativ
Insgesamt sind wir doch überrascht, wie viel Zeit frei wird, wenn man bestimmte Dinge weniger oder gar nicht mehr tut und wie sich insgesamt die Prioritäten verschieben:
- weniger durch Insta scrollen, mehr gemeinsam im Wasser toben.
- weniger Nachrichten oder Serien schauen, mehr abends auf dem Balkon sitzen und sich über die Geschehnisse des Tages austauschen
- Weniger Webinare oder Online Kongresse anschauen, mehr Buch lesen.
- Weniger Podcast hören, mehr einfach da sitzen und den Geräuschen der Natur lauschen.
Reisen allein macht nicht glücklich – aber Spaß!
Unsere Zeit auf Korfu ist nun schon vorbei, und neue Erfahrungen auf Zypern warten auf uns. Wir haben diese Zeit gebraucht und genutzt, um uns aneinander zu gewöhnen. Wir haben schon jetzt die Erfahrung gemacht, dass dies kein Urlaub und auch kein Garant für einen dauerhaften Glückszustand ist.
Ja, wir haben schon viele stressige, ärgerliche und schlecht gelaunte Momente erlebt, in denen einiges schief gegangen ist. Schon zweimal sind wir irgendwo mit einem Bus liegen geblieben, um dann in der Mittagshitze im Nirvana zu stehen und auf einen Ersatzbus zu warten. Wir sind mit einem Mietwagen durch Korfu Stadt geirrt, um dann festzustellen, dass wir genau an der falschen Stelle geparkt haben als dort wo wir hinwollten. Wir haben uns von Mücken zerstechen lassen und Ameisenkolonien aus dem Appartement entfernt, weil irgendwo noch Chipskrümel rumlagen.
Aber wir sind auch mit dem Moped durch die Gegend gesaust und haben uns an der Landschaft gefreut, sind vom Boot aus ins glasklare Meer gesprungen, um Fische zu bestaunen, haben einen Pool auf dem Berg für uns alleine gehabt, mit Blick über die Bucht und das Meer, waren auf den Spuren von James Bond unterwegs und haben einen Donut am höchsten Punkt von Korfu Stadt gegessen.
Wir sind jeden Tag dankbar für alles, was wir erleben dürfen und stellen schon jetzt fest: Reisen ist toll! Wir können zwar nie vor den Problemen weglaufen, die wir zu Hause haben, aber wir bekommen einen anderen Blick darauf. All das, was wir hier machen, erfordert sehr viel Gelassenheit, Vertrauen, vielleicht auch Mut. Aber es lohnt sich! Reisen reduziert uns einerseits auf die wesentlichen Dinge. Andererseits werden wir beschenkt mit Fülle pur – einer Fülle von Erfahrungen, Erlebnissen, Begegnungen und Glücksmomenten.
Auf Korfu wird das Wetter langsam kühler, die Tretboote und SUPs zum Mieten werden weggefahren. In den Restaurants und an den Pools sitzen immer weniger Touristen rum, das Hauptpublikum besteht nun aus älteren englischen Ehepaaren. Dieser „Cool-Down“ leitet auch für uns das Ende eines gelungenen Warm-Ups ein. Wir sind bereit für alles, was noch kommt!
Du möchtest unsere weitere Reise mitverfolgen? Dann schau hier: http://50plusminus-ontour.de
Wie wunder_voll, alles dabei ☯️
Auch ich erlebe auf Korfu immer wieder die Intensivierung der Themen – eine Fülle, die es zu halten gilt. Und die Schwierigkeiten mit „Papa und Freund“ durchschreite auch ich immer wieder 😅
Ich wünsche euch Minister:innen tolle Erlebnisse im Außen der Welt, durch die auch eure Innenminister:innen sich weiter freudig ent_wickeln können 💚🌻🍀
Herzliche Grüße, Jasmina 🌺