Mitgefühl: Fluch und Segen zugleich

Neulich hatte mein Sohn Streit mit einem Freund, er war traurig und wütend. Mir tut es dann jedes Mal in der Seele weh tut, wenn ich mitbekomme, dass mein Sohn traurig ist. Sicherlich geht es dir ähnlich – vielleicht mit deinem Kind, Partner, Eltern oder auch Freund:innen.

Sicherlich hast du dich umgekehrt schonmal so richtig von der Begeisterung anstecken lassen, zum Beispiel wenn einer deiner Lieblingsmenschen neu verliebt war, einen tollen Erfolg hatte oder nach langer Suche eine Wohnung gefunden hatte.

Klar, es scheint logisch, dass wir mit nahestehenden Menschen mitfühlen, egal ob sie traurig oder begeistert sind. Schließlich lieben wir diese Menschen, und es ist uns daran gelegen, dass es ihnen gut geht. Doch wie kommt es dann, dass wir auch mit den Held:innen mitfiebern, wenn wir zum Beispiel einen Film sehen? Dass wir angespannt sind, wenn die Verfolger auf der Spur der Heldin sind oder traurig, wenn der Held seine große Liebe verliert? Dass wir berührt sind, wenn Menschen sich versöhnen oder wütend, wenn ihnen Unrecht geschieht?

Was sind Spiegelneuronen?

Neben der Tatsache, dass dies in der Regel von den Filmemachern geschickt dramaturgisch aufgebaut wird, hat es aber auch noch einen anderen Grund, warum das funktioniert: die Spiegelneuronen! Diese sorgen dafür, dass bei uns im Gehirn die gleichen Prozesse stattfinden, wenn wir jemanden beobachten, der etwas tut, wie wenn wir es selbst tun! Wenn wir also jemanden sehen, der lächelt, dann werden bei uns die gleichen Reaktionen aktiviert, wie wenn wir selbst lächeln würden. Die Funktion der Spiegelneuronen im Gehirn ist somit eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass wir mit anderen Menschen mitfühlen und Empathie empfinden können. Sie sorgen dafür, dass wir uns gegenseitig verstehen und dass ein soziales Miteinander möglich ist.

Vielleicht hast du es auch schon erlebt, dass es dich mindestens genauso glücklich macht, ein Kompliment zu machen wie eines zu empfangen? Denn dabei bekommst du eine überraschte oder freudige Reaktion des Gegenübers gleich mit dazu und kannst dies wiederum positiv mitfühlen. Das Ganze verstärkt sich dann also gegenseitig. Genauso ist es, wenn wir jemandem helfen oder ihr einen Gefallen tun. Wenn der andere sich freut, können wir uns umso mehr mitfreuen.

Die Makak-Affen und die Entdeckung der Spigeleneuronen

Dabei wurde diese geniale Funktion im Gehirn eher durch einen Zufall entdeckt. Der italienische Wissenschaftler Giacomo Rizzolatti und sein Team von der Universität Parma untersuchten die Hirnaktivität der Makak-Affen. Sie fanden dabei Neuronen, die sowohl aktiviert wurden, wenn der Affe eine bestimmte Handlung ausführte (z.B. eine Banane nehmen) als auch, wenn der Affe eine andere Person (z. B. einen der Forscher) bei der Ausführung derselben Handlung beobachtete (wenn der Forscher eine Banane nahm, um sie dem Affen zu geben).

Im Jahr 2010 gelang es den Wissenschaftlern Roy Mukamel und Itzhak Fried schließlich, die Aktivität von Spiegelneuronen ebenfalls im menschlichen Gehirn zu messen. Auch In anderen Studien (Neurowissenschaftlerin Sophie Scott, 2006) stellte man fest, dass Menschen Gefühle spiegeln. Sie stellte mit Proband:innen fest, dass diese bestimmte Gefühle (Freude, Angst, Ekel) auch dann empfanden, wenn sie nur Laute von anderen Menschen hörten, die gerade dieses Gefühl empfanden. Dabei waren bei ihnen die gleichen Hirnareale aktiv wie bei den Menschen, die wirklich diese Gefühle empfanden.

Achtung, Manipulationsgefahr!

Den Spiegelneuronen verdanken wir es außerdem, dass wir durch Nachahmen lernen können. Dies hilft uns zum Beispiel, wenn wir Tanzschritte einüben, bestimmte Bewegungsabläufe lernen wollen oder auch im Sport oder Yoga einer Anleitenden folgen.

Ein weiterer Aspekt der Spiegelneuronen ist das „Resonanzphänomen“: Wenn wir jemanden sympathisch finden, neigen wir dazu, die Bewegungen des anderen (unbewusst) zu imitieren. Beide Beteiligten können sich dann gut ineinander einfühlen und schwimmen auf einer „Wellenlänge“. Probiere es mal aus, wenn du zum Beispiel mit jemandem gegenüber tanzt: ändere hin und wieder deine Tanzbewegung und schau, ob dein Gegenüber ebenfalls deine neue Tanzbewegung übernimmt. Ich habe es schon oft ausprobiert und war immer wieder überrascht, wie gut das funktioniert. Auch bei Verliebten lässt sich oft beobachten, dass sie ihre Gestik und Ausdrucksweise aneinander anpassen.

Dieser Effekt der Resonanz kann jedoch auch umgekehrt genutzt werden, um andere zu manipulieren – positiv wie negativ. In verschiedenen Coaching-Ansätzen (z.B. NLP) spiegelt die Therapeutin ihr Gegenüber, um Vertrauen aufzubauen (vom „Pacing“ bis hin zum „Rapport“, bei dem die gemeinsame Ebene schließlich erreicht ist). Dies kann positiv eingesetzt werden, birgt aber auch die Gefahr der Manipulation. Schließlich neigen wir eher dazu, das zu tun, was jemand von uns verlangt, wenn wir diesen Menschen sympathisch finden und ihm vertrauen.

Drei Anregungen, um die Macht der Spiegelneuronen zu nutzen

  1. Manipulation erkennen

Nimm bewusst wahr, ob dir unbekannte Menschen deine Körpersprache übernehmen. Halte inne, achte auf Verstand und „Bauchgefühl“ und versuche zu unterscheiden, ob der andere dich möglicherweise manipulieren will oder „zufällig“ deine Körpersprache übernimmt.

  1. Dein Umfeld bewusst auswählen

Die Spiegelneuronen sorgen dafür, dass die Stimmung, Ausdrucksweise und vielleicht auch Verhaltensweise von anderen auf uns abfärbt. Natürlich können wir uns dem nicht komplett entziehen. Überlege dir, mit welcher Art von Menschen du dich umgeben möchtest: mit typischen „Jammerern“, oder mit „bewussten Gestalter:innen?“ Vielleicht kennst du den Spruch „du bist ein Produkt deines Umfelds“. Umgib dich mit glücklichen, optimistischen Menschen, und du wirst glücklich. Umgib dich mit erfolgreichen Menschen, und du wirst erfolgreich. Genauso ist es mit kreativen, hilfsbereiten, begeisterungsfähigen Menschen etc.

  1. Selbstbestimmt senden, statt dich runterziehen zu lassen

Doch wir sind unserem Umfeld nicht hilflos ausgeliefert. Das Wissen über die Spiegelneuronen unterstützt dich dabei, selbstbestimmt zu bleiben und bewusst zu entscheiden, in welche Körperhaltung und in welche Gefühle du dich hinein begeben willst. Schließlich können wir es nicht immer vermeiden, dass wir es auch mal mit „negativen“ oder missgünstigen Menschen zu tun haben, zum Beispiel im beruflichen Umfeld. Wenn das der Fall ist, dann kannst dich immer fragen: Willst du fremdbestimmt der Stimmung anderer Menschen folgen oder selbst entscheiden, wie du drauf bist?

Mach dir bewusst, dass die Gefühle und Stimmungen anderer nicht deine Gefühle sind und dass du selbst jederzeit über dein Energielevel entscheiden kannst. Und du kannst zusätzlich dir selbst etwas Gutes tun, indem du gute Gefühle nach außen aussendest und eine positive Körperhaltung einnimmst. Mache deinen Mitmenschen Komplimente, zeige ihnen deine Zuneigung, lächle alle an, die dir begegnen und freu dich an ihren Reaktionen!

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