… und wie wir Ziele trotzdem richtig formulieren

Kennst du diese Menschen, die sich voller Elan in eine neue Sache stürzen, begeistert davon erzählen, und dann… ja, und dann? So erzählte mir zum Beispiel neulich ein Freund, er habe sich im Fitnessstudio angemeldet und will jetzt endlich Diät machen – diesmal mit einer neuen teuren Methode, mit der es ganz bestimmt klappen wird. Als ich dann ein paar Wochen später vorsichtig nachfrage, gibt es triftige Gründe, warum das nicht machbar war. „Meine Fitnesstrainerin war so gar nicht auf meiner Wellenlänge“, heißt es dann. Oder „jetzt war gerade so viel im Job los, dass es einfach nicht passte.“ Um ehrlich zu sein, das könnte auch ich sein – oder jeder andere. Doch warum ist es oft so, dass wir gute Vorsätze einfach nicht durchhalten?

Das Jahr ist neu – wir aber nicht

Dabei heißt es doch immer so schön „ein neues Jahr ist wie ein neuer Anfang“, …, „ein unbeschriebenes Blatt“ etc. Der Jahreswechsel ist sicherlich ein guter Zeitpunkt, um das alte Jahr Revue passieren zu lassen und sich zu überlegen, wo es im neuen Jahr hingehen soll. Doch wir Menschen sind nun mal kein unbeschriebenes Blatt. Wir werden nicht von heute auf morgen jemand anders. Wir haben uns über viele Jahre hinweg bestimmte Denkweisen angeeignet, die wiederum unser Verhalten prägen. „Neuroplastizität“ nennt man das in der Gehirnforschung. Je nachdem, welche Erfahrungen wir also im Laufe des Lebens gemacht haben, ordnet das Gehirn die Erlebnisse ein. Wenn wir unsere Denkweise verändern wollen, dann geht das nicht allein über den bewussten Verstand. Denn die alten Denkmuster laufen unbewusst mit und torpedieren die besten Ziele und Vorsätze. Wenn der Abnehm- und Fitnessplan bereits vorher ein paar Mal gescheitert ist, dann kann ein unbewusstes „ich schaff’s ja eh nicht“ zum Hindernis werden. Gleiches gilt auch für die Umsetzung beruflicher Ideen und Projekte. Und auch die Partnersuche wird schwierig, wenn ich mir unbewusst einrede, ich sei nicht liebenswert.

Ziele setzen – aber richtig!

Doch was ist die Konsequenz daraus? Am besten gar keine Ziele setzen, da es ja eh nicht klappt? Im Gegenteil: Wenn wir unser Leben so gestalten wollen, dass wir glücklich und zufrieden sind, ist es wichtig, sich mit den eigenen Zielen und Träumen zu beschäftigen. Wenn wir dies nicht tun, dann kann es passieren, dass wir vom Leben herumgeschubst werden oder das Leben anderer leben. Es lohnt sich, die Zeit zu investieren und zu überlegen, was in diesem neuen Jahr – oder auch in 5 Jahren – ansteht.

Die Glücksforschung bestätigt: Stagnation macht nicht glücklich. Studenten, die für das „Nichtstun“ sogar gut bezahlt wurden, haben dies in einer Studie gerade mal wenige Stunden, kaum aber länger als zwei Tage durchgehalten. Seit Beginn der Evolution sind wir offenbar von Natur aus dazu bestimmt, unser Potenzial zu entwickeln, uns zu verändern, uns weiterzuentwickeln. Unser Gehirn ist so angelegt, dass es uns belohnt, wenn wir neue Herausforderungen gemeistert haben – chemische Substanzen sorgen dafür, dass wir Erfolge genießen können – wir sind stolz auf das, das wir erreicht haben.

Fünf Tipps für die Formulierung von Zielen

1. Der Weg ist das Ziel

Doch nicht allein das Erreichte macht uns glücklich. „Wenn ich erstmal das Projekt umgesetzt habe / den richtigen Partner gefunden habe, dann wird alles gut“, so heißt es oft. Doch das ist ein Denken aus dem Mangel heraus. Genauso wichtig wie das Ziel ist der Weg dahin. Das Ankommen an einem Ziel ist dann etwas Besonderes, wenn wir den Weg dahin bewusst gegangen sind und genossen haben. Als ich bei einem Auslandsaufenthalt in Peru den berühmten Machu Picchu besucht habe, bin ich vorher fünf Tage lang auf dem „Inka Trail“ gewandert – mit Übernachtung in Zelten, zum Teil sehr anstrengenden Etappen, aber auch vielen tollen Momenten. Als wir am letzten Tag erstmals in der Ferne den Machu Picchu im Lichte des Sonnenaufgangs erblickten, war dies eine unvergessliche Erfahrung. Die Bustouristen, die später bequem dorthin kutschiert wurden, haben dies sicherlich nicht so intensiv erlebt.

2. Finde ein Ziel, das dir wirklich etwas bedeutet

Der Hauptgrund, warum „gute Vorsätze“ nicht funktionieren: Es fehlt die innere Begeisterung. Denn was steckt wirklich hinter dem Wunsch, abzunehmen, fit zu sein oder Karriere zu machen? Ist das wirklich dein eigener Herzenswunsch, deine tiefste Sehnsucht? Oft werden „äußere Ziele“ bedeutungslos, wenn wir in uns hinein horchen und uns fragen, was uns wirklich in Begeisterung versetzt. Vielleicht ist es etwas, das du schon als Kind gerne gemacht und aus den Augen verloren hast. Was treibt dich an? Möchtest du Menschen helfen, etwas in der Welt verändern, Neues kreieren? Wichtig ist es dabei, ehrlich zu hinterfragen, ob es auch dein eigenes Ziel ist, oder ob du nur meinst, dass dies von anderen, deinen Eltern, deinem Partner, der Gesellschaft, erwartet wird.

3. Erkenne deine Stärken und bringe sie ein

Spätestens ab Beginn der Schulzeit an werden wir darauf geeicht, Fehler zu entdecken und auszumerzen. Dabei verlieren wir den Blick für unsere Stärken und Fähigkeiten und somit auch unser Selbstvertrauen. Martin Seligman, Begründer der positiven Psychologie, hat in Versuchen gezeigt, dass die konsequente Fokussierung auf Stärken uns kontinuierlich wachsen lässt und das Selbstwertgefühl stärkt. Wenn wir uns jeden Tag unserer Stärken bewusst sind, dann bestätigen wir uns selbst in jedem kleinen Erfolg. Wir ändern mit der Zeit unsere Sichtweise und werden zu Höchstleistungen fähig, die wir vorher nie für möglich gehalten hätten.

4. Hab Spaß!

Oft denken wir, es muss anstrengend und leidensvoll sein, um ein Ziel wirklich zu erreichen. „Ohne Fleiß kein Preis“, „man muss hart arbeiten, um erfolgreich zu sein“ oder ähnliche Glaubenssätze sind verbreitet. Doch viel wichtiger ist der Spaß an der Sache. Die Wanderung zum Machu Picchu kann zwar anstrengend sein, aber sie sollte auch Spaß machen. Das erleichtert nicht nur den Weg, sondern führt laut wissenschaftlichen Erkenntnissen auch zu besseren Ergebnissen. An etwas dran zu bleiben ist gut und wichtig. Aber es bringt uns nichts, wenn wir so verbissen ein Ziel verfolgen, dass uns der Spaß vergeht.

5. Verankere dein Ziel im Unterbewusstsein

Dies ist der wichtigste Schritt, wenn wir am Anfang der Reise stehen: Es reicht nicht aus, sich mit dem Verstand oder allein mit Willenskraft etwas „vorzunehmen“. Die Herausforderung ist es, das Unterbewusstsein langfristig und nachhaltig so zu „programmieren“, dass die oben beschriebenen alten Denk- und Verhaltensmuster überlistet werden. 30 Tage braucht es, bis sich eine neue Gewohnheit oder Denkweise im Gehirn eingeprägt hat. Doch letztlich sollte Veränderung dauerhaft geschehen. Hier ein paar Techniken, die dich dabei unterstützen können:

  • Verknüpfung mit körperlichen Aktivitäten – kombiniere die neu formulierten Ziele oder Gedanken mit bestimmten Gesten, einer Übung oder einer Handbewegung
  • Schreiben – schreibe die Ziele auf, am besten immer wieder neu
  • Visualisierung – das Gehirn kann nicht unterscheiden, ob wir etwas wirklich erleben oder es uns nur vorstellen. Visualisiere regelmäßig dein Ziel – dann nimmt das Unterbewusstsein dieses irgendwann als Realität an. Die Verknüpfungen ändern sich, Sabotage-Mechanismen werden mit der Zeit ausgeschaltet.
  • aktiviere deine Ressourcen – jedes Ziel ist mit einem bestimmten Gefühl oder einer bestimmten Qualität verbunden – wie Mut, Vertrauen, Freude, Liebe etc. Aktiviere diese „Ressourcen“, indem du sie täglich liest, laut aussprichst, mit einer Handbewegung kombinierst oder darüber meditierst. Unter Videos findest du eine passende Übung, um Qualitäten zu bestärken…

Aus eigener Erfahrung weiß ich: hat man einmal ein Ziel formuliert und sich auf den Weg gemacht, gibt es kein Zurück. Es ist ein Abenteuer, ein kontinuierliches Lernen und Wachsen, eine Achterbahn der Gefühle zwischen Aufstieg und Tal. Es wird nie langweilig. Aber mit der richtigen Sichtweise macht es eine Menge Spaß!

Egal, ob du gerade am Anfang eines neuen Projektes stehst oder mitten auf dem Weg bist: ich wünsche dir viel Spaß dabei!

Happiness Gedanken für die Woche

  • Es liegt in unserer Natur, unser Potenzial zu entfalten und uns weiterzuentwickeln
  • Es reicht nicht aus, Veränderungen nur über den Verstand zu bewirken
  • Wenn wir den Weg genießen, dann ist das Ziel leichter erreichbar
  • Es zählt die innere Motivation, nicht der äußere Zwang
  • Wenn du deine Fähigkeiten erkennst und einsetzt, läufst du zu Höchstform auf
  • Hab Spaß bei allem, was du tust!

Übungen und Meditationen zur Verankerung von Zielen

Übung „Qualitäten bestärken“ auf Video hier…

Meditation „Berggipfel“ – geh deinen Weg mit Spaß und genieße die Aussicht oben!

2 Kommentare
  1. Angela
    Angela sagte:

    Liebe Heidelore, danke für deine Wünsche! Ja, das Zitat von Norbekov passt. Und Lachyoga ist eine super Methode, um Emotionen zu verankern. Meine Lieblingsübung dazu – „Qualitäten bestärken“ – findet sich unter Videos – bereits bekannt aus dem Adventskalender des Lachyoga-Kongresses… ich würde mich freuen, wenn du weitere Übungen hast und diese mit uns teilst! Liebe Grüße Angela

  2. Heidelore
    Heidelore sagte:

    Danke, liebe Angela! Ich wünsche dir viel Spaß im neuen Jahr. Dazu habe ich bei Norbekov gelesen: Erst die Emotion – dann der Erfolg. Ich überlege mir nun eine Übung dafür ;-)
    LG Heidelore

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