„Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“…

 

…soll Helmut Schmidt mal provokativ gesagt haben. Ob er es wirklich so gemeint hat, wie es klingt, ist umstritten. Aber so oder so wäre er nicht der einzige, der skeptisch in Bezug auf Visionen ist. So oder ähnlich hören sich dann die Argumente an:

  • Das Leben ist doch nunmal so wie es ist – was soll man da schon beeinflussen können?
  • Wenn ich bestimmte Vorstellungen habe, wie das Leben sein sollte, dann werde ich doch nachher nur enttäuscht.
  • Ziele muss ich schon auf der Arbeit erreichen – da will ich mich nicht auch noch privat damit befassen

So habe auch ich mir früher nie genauer überlegt, was ich vom Leben eigentlich will. Klar musste ich mich irgendwann für ein bestimmtes Studienfach entscheiden und eine berufliche Richtung einschlagen – was mir schwer genug fiel. Aber der Rest meiner Lebensplanung war eben so, wie die meisten es sich vorstellten. Einen guten Job annehmen, mit spätestens 30 einen Mann zum heiraten finden, vielleicht irgendwo in einem Haus mit Garten oder einer großen Altbauwohnung mit Dielenboden in der Stadt leben. Dazu zwei Kinder, am liebsten ein Junge und ein Mädchen – so der Plan. Als dann mit Mitte 30 ein (vermeintlicher) Traumjob gescheitert, die Beziehung kaputt und ein Mann zum Heiraten nicht in Sicht war, hatte ich eine wichtige Erkenntnis.

Willst du im Leben agieren oder reagieren?

Wie sollte ich auch mein Wunschleben führen, wenn ich mir nie Gedanken gemacht hatte, wie genau ich das definiere? Ich stellte fest, dass dieser „übliche“ Lebensplan zwar gängig war und kaum hinterfragt wurde, dass es aber nicht MEIN Plan war. Ich hatte mein Leben nicht selbst gestaltet, sondern ich hatte es so gelebt, wie andere es von mir erwartet haben – oder zumindest wie ich dachte, dass andere es von mir erwarten.

Ich war wie eine Billardkugel, die von verschiedenen Queues hin und her gestoßen wurde: von Chefs, Kollegen, Bekannten, der Gesellschaft. Erst in diesem Moment der Erkenntnis wurde mir klar, dass ich das Queue meines Lebens endlich selbst in die Hand nehmen wollte. Und ich fing an, darüber nachzudenken, was ich wirklich will.

Visionen beflügeln

So kam ich mitten auf einer nächtlichen Zugfahrt auf die Idee, meine Vision aufzuschreiben. Erstmal mit lauter verrückten Ideen, aber egal. Irgendwann hat mich das Schreiben so beflügelt, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte. Die Lichter der Landschaft zogen draußen vorbei, meine Schrift war wackelig, das Rattern der Gleise einschläfernd. Ich war trotzdem hellwach und habe Seite für Seite in meinem Block gefüllt. Als der Zug schließlich im Zielbahnhof einfuhr, war ich wie euphorisiert und befreit. Und hatte zumindest eine grobe Idee, wie es im Leben weitergehen könnte.

Natürlich wusste ich damals nicht, ob sowas funktioniert, und ich war auch immer noch skeptisch. Aber ich habe mich zumindest dem Gedanken geöffnet, dass mehr möglich war als ich dachte. Mir wurde klar: Wenn ich viele Samen säe, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein paar davon irgendwann mal erblühen. Jetzt im Nachhinein kann ich nur sagen, dass seitdem Dinge in mein Leben gekommen sind, die ich vorher nie für möglich gehalten hätte. Das Prinzip dabei ist einfacher als viele denken.

Alles beginnt mit dem Gedanken

Mein Sohn hat mir neulich stolz ein Lego-Flugzeug gezeigt, das er gebaut hat – nicht nach Anleitung, sondern rein aus seiner Phantasie heraus. Für mich ein gutes Beispiel dafür, dass letztendlich alles, was wir erschaffen, aus einem Gedanken heraus entsteht:

  • Der Gedanke: ich will ein Flugzeug bauen
  • Dann die innere Vorstellung und Planung – Farbe, Form, Größe etc.
  • Aktivität: Beginn des Baus
  • Zwischendurch möglicherweise Hindernisse – kein passender Legostein, vielleicht geht etwas kaputt oder funktioniert nicht – weitermachen!
  • Am Ende das Resultat: das fertige Flugzeug

Genau darum geht es: Gedanke – Ursache – Handlung – Wirkung. Das ist auch die Vorgehensweise, wenn wir eine Vision formulieren: Wir haben einen Gedanken, tun etwas und erhalten ein Resultat. Natürlich gibt es Grenzen – mit 60 können wir kein Pilot oder Astronaut mehr werden. Und vielleicht erfüllt sich auch nicht alles genauso, wie wir es uns wünschen. Manchmal dauert es länger. Manchmal verlieren wir etwas aus dem Fokus. Dann war es vermutlich auch nicht so wichtig. Doch dann wird einiges wiederum auch besser als wir es uns je hätten vorstellen können.

Wir müssen nicht an Wunder glauben, um mit Visionen zu arbeiten. Doch wenn wir uns keine Gedanken darüber machen, was wir uns vom Leben wünschen, dann greift unser Unterbewusstsein auf alte Pläne zurück, die uns bisher vorgelebt oder als erstrebenswert dargestellt wurden – von Eltern, Gesellschaft, Chefs oder Lehrern. Spannend ist dabei auch eine Erkenntnis aus der Gehirnforschung:

Das Gehirn unterscheidet nicht, ob wir uns etwas vorstellen oder in echt erleben

Anhand von Gehirnscans hat man festgestellt, dass bei Menschen, die sich etwas vorgestellt haben, die gleichen Hirnregionen aktiv waren wie bei denjenigen, die eine die Aktivität wirklich ausgeführt haben. Leistungssportler arbeiten mental schon lange damit, dass sie sich einen bestimmten Ablauf ihres Wettkampfes – oder auch den erfolgreichen Einlauf in die Ziellinie – immer wieder vorstellen. Der Erfolg gibt ihnen Recht.

Es lohnt sich also, mit Visionen zu arbeiten. Allein das Gedankenspiel macht gute Laune. Es stimmt zuversichtlich und öffnet uns am Ende für kleine Wunder, die wir so nicht erwartet hätten. Probier es mal aus!

Vision formulieren – sechs Dinge, die du beachten solltest

Siehe auch die Blogartikel „neues Jahr, neuer Anfang„… und „Paradoxie des Glücks – hinterher rennen bringt nichts

1. Halte dich nicht mit Begrifflichkeiten auf

Mittlerweile wird im Visionscoaching mit unterschiedlichsten Begrifflichkeiten und Definitionen gearbeitet – zum Beispiel „Absicht“, „Wunsch“ „Herzensziel“, „Glücksvision“ etc.

Ich persönlich verstehe unter „Vision“ eher einen langfristigen Wunsch – zum Beispiel wie ich in 5 oder 7 Jahren leben möchte. Diesen kann ich zwar mit Details ausschmücken, um es mir schmackhaft zu machen, es darf aber auch etwas sein, was ich mir jetzt noch nicht vorstellen kann. Ich muss mir auch keine Gedanken machen, WIE es erfüllt werden könnte, sondern nur WAS ich mir wünsche.

Unter „Ziel“ verstehe ich eher ein messbares Ergebnis, das ich kurzfristig erreichen möchte (SMART = spezifisch – messbar – attraktiv – realistisch – terminiert), zum Beispiel bis zum Ende des Jahres.

Doch unabhängig davon, welche Begrifflichkeit für dich am besten passt: alles, was dir hilft, deine Gedanken auf ein positives Gefühl, Erlebnis oder Zustand zu fokussieren, unterstützt dich dabei, deine eigene Schöpferkraft zu entdecken und kraftvoll einzusetzen.

2. Formuliere positiv

Viele Menschen konzentrieren sich auf das, was sie nicht wollen („nie wieder einen solchen Idioten als Partner“) und wundern sich, wenn sie genau das bekommen. Es kann aber hilfreich sein, wenn du genau weißt, was du nicht oder nie wieder haben möchtest. Dann formuliere es einfach in das Gegenteil um, und schon kannst du es positiv einsetzen. Zum Beispiel „ich habe einen liebevollen, intelligenten Mann zum Partner“ (statt „nie wieder Idiot“).

3. Formuliere in der Gegenwart

Auch hier können wir unser Gehirn ein wenig überlisten, indem wir ihm suggerieren, das Gewünschte sei bereits da. „Ich bin Autorin“ hört sich schließlich ganz anders an als „ich will ein Buch schreiben“. Außerdem ist es hilfreich, aus einer Grundeinstellung der Fülle heraus etwas zu formulieren, also in Dankbarkeit für das, was bereits da ist.

4. Erlaube dir, zu träumen

Wenn etwas schon in Gedanken nicht möglich ist, wie soll es dann je Wirklichkeit werden? Wenn Thomas Edison gesagt hätte, „nein, elektrisch erzeugtes Licht – das geht nicht“, dann säßen wir vielleicht immer noch im Kerzenlicht. Wer nicht daran glaubt, dass er / sie es verdient hat, ein glückliches Leben zu führen, der wird sich vom Leben bestätigt fühlen.

Also, träume, schwärme, male dir ein Leben in den schönsten Farben aus. Wie wäre es, wenn alles möglich wäre? Nimm dir Bilder, Videos, Musik, alles was dich anregt, um deine Vision erstrahlen zu lassen. Sammle Bilder aus dem Internet, die das darstellen, lasse sie als Diashow durchlaufen. Mittlerweile geht das ganz einfach anhand von Bildprogrammen, sogar mit Musik unterlegt.

5. Schließe Freundschaft mit deinem Kritiker

Wenn wir anfangen zu träumen, dann will er meist mitreden: der Kritiker, der der Meinung ist, dass das alles Luftschlösser sind, wir eh nicht gut genug, clever genug oder schön genug sind, um uns diesen Traum zu erfüllen. In dem Fall macht es kaum Sinn, ihn wegzuschieben oder zu bekämpfen, dann wird er nur noch mächtiger. Also am besten wahrnehmen, ihm Gehör verschaffen, ihn anerkennen und dann liebevoll integrieren. Im Kurs „Aktiviere dein inneres Glück“ gibt es eine Meditation, um mit dem Kritiker Freundschaft zu schließen.

6. Genieße den Weg!

Laut einer Online-Befragung waren die Menschen glücklicher, die bereits anerkannt haben, was schon da war, als diejenigen, die nur auf ein Ziel in der Ferne gestarrt haben.

Auf einer Bergwanderung wäre es sehr schade, wenn wir nur an den Gipfel denken und nicht die wunderschöne Landschaft und die Blumen am Wegesrand schätzen würden. Die Meditation „Wanderung auf einen Berggipfel“ unterstützt dich dabei und stimmt dich ein.

Also feiere die kleinen Erfolge, sei stolz auf dich selbst und dankbar für alle kleinen und großen Wunder, die dir auf dem Weg begegnen. Und vergiss dabei nicht, Spaß zu haben!

Namasté, Angela

Tipps – hol dir hier Unterstützung für die Visionsarbeit

Online-Kurs „Aktiviere dein inneres Glück“

Online-Kurs „Der Glücks-Charakter-Booster“

Zitat

„Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg“ Laotse

 

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