Ist das Leben gerecht?

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„Die Schule ist so ungerecht! Alle sind gemein und unfair!“ Schimpfend und zutiefst verärgert kommt mein Sohn nach Hause. Es ist soweit: Er hat seinen ersten Eintrag ins Hausaufgabenheft bekommen. Er sei überhaupt nicht Schuld daran, betont er immer wieder. Schließlich habe der andere Junge damit angefangen, ihn beim Sport herum zu schubsen, er habe sich nur gewehrt. Ich versichere ihm, dass ich zu ihm halte, nicht schimpfen werde und er sich keine Sorgen zu machen braucht.
Im Eintrag lese ich nach, dass er – neben dem „herumschubsen“ – sich nicht mit den anderen in den Kreis gestellt habe. Nun gut: dass mein Sohn sich mal außerhalb des Kreises bewegt, finde ich nicht wirklich schlimm. Etwas anderes an der Sache finde ich sogar richtig gut. Ich entdecke nämlich eine Charaktereigenschaft an ihm, die ich viel wichtiger für das Leben finde, als sich in einen Kreis einzuordnen: einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Mag ja sein, dass es sich bisher eher darin äußert, dass er Ungerechtigkeiten nicht ausstehen kann. Aber auf der anderen Seite sehe ich eben auch den Wunsch nach Fairness, Gemeinschaftssinn und Loyalität.
Glück ist Charaktersache
Das gefällt mir. Denn diese und weitere Eigenschaften gehören laut positiver Psychologie zu den Charakterstärken, die uns mehr Sinn, Freude und Erfüllung im Leben verschaffen. Insgesamt 24 Charaktereigenschaften und 6 „Tugenden“ haben Experten definiert, die zu einem erfüllten Leben beitragen. Sie finden sich in allen Kulturen, in allen Religionen und Philosophien wieder. Menschen in aller Welt sind sich einig, dass dies „gute“ Eigenschaften sind, die moralisch wertvoll sind und eine positive Wirkung für die Menschen und die Gesellschaft haben.
Werte, die wirken = das „Values in Action“ Modell
Die Initiative, einen solchen „Katalog“ zu entwickeln, kam von Martin Seligman, dem Pionier der Positiven Psychologie. Zusammen mit 55 weiteren Experten forschte und recherchierte er dazu. Er wollte damit auch einen Gegenpol dazu setzen, dass man sich in der Psychologie ständig nur auf Krankheiten und Defizite fokussierte. So ist 2004 das „Values-in-Action“ Modell (oder auch „VIA-Klassifikation„) entstanden, das mittlerweile zu einer der wichtigsten Säulen in der Positiven Psychologie geworden ist.
Dabei unterscheiden die Experten sechs „Tugenden“, denen jeweils verschiedene Charakterstärken zugeordnet sind. Mit den Tugenden ist in diesem Fall nicht moralisches Verhalten gemeint, sondern Grundeigenschaften, die das „Gute im Menschen“ ausmachen:
- Weisheit und Wissen
- Mut
- Liebe und Menschlichkeit
- Gerechtigkeit
- Mäßigung
- Spiritualität und Transzendenz.
Mit „Charakterstärken“ wiederum ist die Art gemeint, wie wir handeln bzw. wie wir eine bestimmte Tugend erreichen können. So hilft die Charakterstärke „Neugier“ dabei, mehr Wissen und Weisheit zu erlangen. Der Sinn für Gerechtigkeit als Tugend führt dazu, dass wir anderen gegenüber Fairness leben und diese auch einfordern (so wie mein Sohn es tut). Eine gute Selbstregulation bewirkt, dass wir die Tugend „Mäßigung“ leben können und nicht bei jeder Versuchung schwach oder exzessiv werden.
Ist unser Charakter erlernt oder angeboren?
Doch wo kommen unsere Charaktereigenschaften her? Ist es genetisch vorgeprägt, wie wir werden? Oder hat es doch eher mit dem Umfeld zu tun, in dem wir aufwachsen? Seit Jahren streiten sich Experten darüber, und für beide Seiten finden sich Beispiele. Es gibt Zwillinge, die erstaunlich viel gemeinsam haben, obwohl sie getrennt aufwuchsen. Es gibt aber auch Beispiele von vernachlässigten Kindern, die mit großen Defiziten zurück bleiben. Dann gibt es wiederum Adoptivkinder aus schwierigen Verhältnissen, die dank „guter Erziehung“ ihr Leben gut meistern konnten. Mittlerweile weiß man, dass beides stimmt. Die genetischen Voraussetzungen sind unsere Grundlage. Aber was wir daraus machen, das wird zum einen durch unser Umfeld geprägt, zum anderen liegt es aber auch in unserer eigenen Hand.
Fünf Eigenschaften, die glücklich machen
Und das ist die gute Nachricht: Unser Gehirn ist in jedem Alter lernfähig (Neuroplastizität des Gehirns). Du hast jederzeit und in jedem Alter die Möglichkeit, dein Gehirn zu verändern und die Charaktereigenschaften zu stärken, die dich glücklich machen.
Dabei hat sich heraus kristallisiert, dass fünf dieser Charakterstärken in besonders engem Zusammenhang mit einem glücklichen Leben stehen. Wenn also die folgenden Charakterstärken bei dir besonders gut ausgeprägt sind, dürftest du ziemlich zufrieden mit deinem Leben sein. Falls nicht – keine Sorge. Dann kannst du etwas für dein Glück tun. Mehr Infos dazu, siehe unten.
1. Neugier und Interesse
Neugier – klingt erstmal eher nach Tratsch und Klatsch als nach guter Eigenschaft. Doch damit ist nicht die Neugier gemeint, was die Nachbarn für komische Leute zu Besuch haben oder was gerade im britischen Königshaus abgeht. Gemeint ist hier ein Interesse an der Welt, am Leben. Die Lust daran, Dinge zu erforschen, Zusammenhänge zu verstehen, kontinuierlich das persönliche Wissen zu erweitern. Menschen, die über Neugier verfügen, stellen viele Fragen und interessieren sich für ein breites Spektrum an Themen. Sie lieben es, zu forschen und zu entdecken. Kein Wunder, dass diese Menschen durch ihre Neugier die dazu gehörige Tugend „Wissen und Weisheit“ stärken.
2. Dankbarkeit
Dankbarkeit ist einer der wichtigsten Schlüssel zum glücklich sein. Immer wieder betone ich dies in meinen Seminaren und Kursen und habe diesem Thema bereits einen eigenen Blogartikel gewidmet. Viele Menschen stehen sich jedoch selbst im Weg, weil sie in die „hedonistische Falle“ geraten: Wenn sie ein Ziel erreicht haben (z.B. eine Beförderung), tritt der Gewöhnungseffekt ein. Sie wissen das Erreichte nicht mehr zu schätzen und das nächste Ziel muss her. So rennen sie ständig irgendwelchen Zielen hinterher, ohne wirkliche Erfüllung zu finden (siehe auch „Die Paradoxie des Glücks – hinterher rennen bringt nichts“).
Menschen, die schöne Ereignisse oder das Gute in ihrem Leben zu schätzen wissen, sind glücklicher. Sie nehmen nichts für selbstverständlich, sondern sind dankbar für alles, was ist und was sie erleben. Menschen, die Dankbarkeit leben, sind davon überzeugt, dass sie mit etwas Größerem verbunden sind. Sie haben auch einen Sinn für Spiritualität, die der Dankbarkeit zugehörige Tugend.
3. Hoffnung / Optimismus
Hoffnung ist ein etwas altmodischer Begriff, der in der Bibel vielleicht etwas überstrapaziert wurde. Doch sie ist ein wichtiges Lebenselixier, das uns hohe Motivation und Durchhaltekraft verschafft. Natürlich müssen wir manchmal auch erkennen, wann es an der Zeit ist, die Hoffnung aufzugeben – zum Beispiel darauf, den Ex wiederzuerobern oder den Lotto-Jackpot zu knacken.
Doch hier meint die Charakterstärke Hoffnung auch Optimismus und Zuversicht – zum Beispiel, dass alles sich zum Guten wenden wird. Menschen, die Hoffnung leben, wissen, dass sie ihr Schicksal in der Hand haben. Rückschläge sehen sie als Chance, um daran zu wachsen. Pessimisten hingegen fühlen sich dem Leben hilflos ausgeliefert („immer passiert mir das“, oder „die anderen sind schuld“). Dabei belegen zahlreiche Studien, dass Menschen mit einer optimistischen Lebenseinstellung zufriedener leben (siehe auch Blogartikel „Optimisten – Pessimisten“…).
4. Bindungsfähigkeit und Liebe
Langzeitstudien aus der Glücksforschung bestätigen, dass Menschen, die gute Beziehungen haben, länger und zufriedener leben. Damit ist nicht nur die Partnerbeziehung oder Ehe gemeint, sondern auch die Bindung zu Freunden oder der Familie. Menschen, die Nähe zulassen und andere Menschen lieben können, verfügen über die Tugend der „Menschlichkeit“. Es liegt ihnen am Herzen, dass es anderen Menschen gut geht. Sie handeln nicht aus Egoismus, sondern aus echtem Interesse an deren Wohlbefinden. Sie lieben sich selbst und die Liebe anderer Menschen fließt ihnen wie selbstverständlich zu. Diese können sie wiederum vorbehaltlos annehmen. Sie müssen keine Fassade aufbauen, sondern wissen, dass sie in ihrem inneren Kern liebenswert sind.
5. Tatendrang und Enthusiasmus
Wer begeistert seine Ziele verfolgt, tut dies in der Regel auch mutig. Mut ist eine der sechs Tugenden, die durch Enthusiasmus gestärkt wird. Wer über viel Begeisterungsfähigkeit verfügt, hat die größte Chance auf ein glückliches Leben. Menschen mit Tatendrang und Enthusiasmus sehen das Leben als Abenteuer an. Sie verschanzen sich nicht hinter ihren Sicherheitsbedürfnissen, sondern springen immer wieder aus der Komfortzone heraus. Sie machen nichts halbherzig, sondern setzen ihre Ziele mit viel Engagement und Tatkraft um. Sie verfügen über ein hohes Energielevel, das ihnen Kraft für alle Herausforderungen gibt.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Training mit diesen Charakterstärken, siehe unten! Übrigens: eine weitere Eigenschaft zieht sich wie ein roter Faden durch alle anderen hindurch und sollte überall angewendet werden: Humor! Nimm also alles mit Humor und lache dabei auch immer wieder mal über dich selbst.
Namasté, Angela
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Glückstipps – so kannst du die 5 Eigenschaften stärken
1. Neugier und Interesse
Frage einen Menschen in deinem Umfeld nach einem Thema, für das er oder sie brennt. Egal, ob es dich zunächst interessiert oder nicht, frage ihn danach aus, versuche, seine Leidenschaft nachzuvollziehen. Recherchiere, wie wenn du einen Artikel darüber schreiben wolltest. Als Zusatz-Glückseffekt genieße die leuchtenden Augen, wenn dieser Mensch davon erzählt. Stärkt zudem die Empathie.
2. Dankbarkeit
Dankbarkeits-Tagebuch: schreibe jeden Tag 3 Dinge auf, für die du dankbar bist.
3. Hoffnung und Optimismus
Dein Resilienz-Werdegang: Liste 3 Ereignisse auf, die in deinem Leben eher unangenehm waren. Dann schau sie dir nochmal an mit folgenden Fragen:
- was ist das Geschenk?
- was habe ich daraus gelernt?
- wie habe ich daraus Kraft gewinnen oder mein Leben neu ausrichten können?
4. Liebe und Bindungsfähigkeit
Beginne bei dir selbst, indem du die Selbstliebe stärkst. Das ist für viele leichter gesagt als getan. Deshalb sei achtsam und nachsichtig mit dir selbst und habe bei allem Geduld.
Starte deinen Morgen mit der Lachyoga-Übung „ich hab mich selber gern“
5. Tatendrang und Begeisterung
Kultiviere Begeisterung! Nimm dir jede Woche etwas vor, das dich entweder aus der Komfortzone heraus schubst oder dich in Begeisterung versetzt. Sprich Menschen an, geh klettern, tanze wild oder stell dich in die Straßenbahn und lache einfach mal laut drauf los!
Übrigens: Lachyoga ist einer der besten und einfachsten Wege, um Begeisterung und kindliche Verspieltheit zu kultivieren. Auch Yoga hilft, das eigene Energielevel zu erhöhen.
Weitere Tipps und Links
Meditation zur Stärkung einer Eigenschaft oder Qualität: „Charaktereigenschaft stärken“ – hier bei Soundcloud…
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Oder dir vielleicht sogar mal eine Woche Auszeit nehmen, dich mit Yoga stärken und gleichzeitig dein inneres Feuer zum Leuchten bringen? Dann komm mit auf die Happiness Yoga Ferien!
Teste deine Charakterstärken – Du bist dir nicht sicher, welche Charaktereigenschaften bereits gut entwickelt sind und welche noch gestärkt werden könnten? Dann mach den offiziellen Test der Uni Zürich! Hier geht’s zum Fragebogen. Du gibst damit dein Einverständnis, dass deine Ergebnisse (anonym) für die Studie genutzt werden dürfen und bekommst dafür ein ausführliches Profil.
Buchtipp: „Kraft“ von Claudia Croos-Müller. Sie arbeitet in ihrem „Body2Brain“-Konzept ebenfalls mit den Charakterstärken und bietet jede Menge hilfreiche Körperübungen dazu an.
Liebe Heidelore,
das freut mich sehr, ganz lieben Dank! Poel kenne ich, wunderschön! Genieße die Zeit dort!
Bis bald, alles Liebe
Angela
Wunderbare Meditation, liebe Angela. Ich bin gerade im Urlaub an der See auf einer Insel und beginne jeden Tag damit.
Ein lachendes Dankeschön von Heidelore
Die See ist nicht die Südsee – die Ostsee und die Insel heißt Poel ;o)